Hinter dem Mond: Jerzy Zulawski (1874-1915)

Weil die Kommunikation abbricht, weiss auf der Erde niemand, dass bei der Mondlandung zwar Kapitän O'Tamor getötet wurde, dass aber die Besatzung, der Pole Jan Korecki, der Portugiese Peter Varadol und das englische Arztehepaar Tomas und Marta Woodbell, in ihrem Fahrzeug zur Mondhinterseite unterwegs sind, wo menschliches Leben möglich ist. Aber die Expedition ist vom Pech verfolgt: Nach Aufdeckung einer grausigen Totenstadt im Mare Imbrium kommt Tomas Woodbell ums Leben, und während der Weiterfahrt entwickelt sich zwischen den zwei überlebenden Männern eine mörderische Rivalität um die hoch schwangere Marta. Eine Rivalität, die der minderwertige Peter Varadol viel später, nach der Geburt von Tomas' Sohn Tom und nach der Ansiedlung am Strand eines fischreichen Meeres, für sich entscheidet. In den folgenden Jahren kommen drei Töchter zur Welt, die mit Tom ein kleinwüchsiges degeneriertes Mondgeschlecht begründen, das Jan, den «alten Mann», als Gott verehrt. Nach dem Tod von Marta und Peter als letzter Erdenmensch übriggeblieben, gibt Jan nach 50 Jahren seiner Erden- und Todessehnsucht nach und tötet sich, nachdem er sein Journal zur Erde geschossen hat, exakt an der Stelle, wo die Rakete so um 2455 den Mond erreicht hat. «Auf silbernen Gefilden» heisst das ursprünglich polnisch geschriebene Buch, das Jerzy Zulawski (1874-1915) 1903 in Warschau veröffentlicht hat, nachdem er vier Jahre zuvor in Bern über «Das Problem der Kausalität bei Spinoza» zum Doktor der Philosophie promoviert worden war. Die von Stanislaw Lem hoch gepriesene Utopie war trotz ihres pessimistischen Tenors so erfolgreich, dass Zulawski noch zwei (schwächere!) Fortsetzungen publizieren konnte: «Der Sieger (1909) und «Die alte Erde» (1911). 1922 nahm A.N. Tolstoj das Thema wieder auf, liess das Raumschiff aber auf dem Mars landen und statt das totale genetische Chaos eine ideale kommunistische Gesellschaft stiften.