Kunst ist Waffe: Friedrich Wolf (1888-1953)

Im Herbst 1934 brachte ein Theaterstück Zürich an den Rand des Bürgerkriegs. Es handelt von einem jüdischen Arzt, der, anders als sein Sohn, der Kommunist wird, in Hitlers Machtantritt keine Gefahr sieht, bis er aus der eigenen Klinik gejagt wird und sich erschiesst, als er einen jüdischen Wärter nicht vor den Nazis retten kann. Leopold Lindtberg hatte «Professor Mamlock» bereits auf Hebräisch in Tel Aviv inszeniert, ehe er ihn am 8.11. 1934 als «Professor Mannheim» im Schauspielhaus Zürich herausbrachte. Die Frontisten tobten gegen das «jüdische Gift», das da «versprüht» werde, die NZZ erklärte, das Stück schüre «nur die politischen Leidenschaften», und während einer Volksvorstellung im Stadttheater kam es zu stundenlangen Strassenschlachten zwischen Frontisten und Polizei. Friedrich Wolf, der Autor des Stücks, hatte einiges hinter sich, als er im März 1933 in die Schweiz floh, von wo er schon bald in die UdSSR weiterreisen musste. Truppenarzt im 1.Weltkrieg, als Stadtarzt von Remscheid an der Niederschlagung des rechten Kapp-Putsches beteiligt, seit 1928 KPD-Mitglied , Verfasser der Theaterstücke «Cyankali» (1929:gegen den Abtreibungsparagraphen 218), «Tai Yang erwacht» (1930: über den Klassenkampf in China) und «Die Matrosen von Cattaro» (1931: Matrosenaufstand auf einem k.u.k Panzerkreuzer), stellte er unter dem Motto «Kunst ist Waffe» sein ganzes Tun und Trachten in den Dienst des aufklärerisch-antifaschistischen Kampfes. So dass ihm 1945, als er aus Russland zurückkam, der Aufbau eines kommunistischen Deutschland selbstverständliches Anliegen war. Wenn auch weniger auf der Bühne, wo der Epiker Brecht über sein aristotelisches Konzept triumphierte, als in der Politik, der er als Botschafter in Polen diente. Als Wolf am 5.Oktober 1953 65jährig starb, trugen seine Söhne die Fahne weiter: Konrad als führender sozialistischer Filmer, Markus auf höchst problematische Weise als Leiter des DDR-Staatssicherheitsdienstes.