Der Partisan: Günter Weisenborn (10. Juli 1902 - 26. März 1969)

«Ab heute», sagte er am 9. November 1938 vor den geplünderten jüdischen Geschäften, «ist gegen diese Menschen jedes Mittel recht.» Günter Weisenborns «Memorial» von 1948 besteht zur Hälfte aus Kassibern, die er 1942-45 in der Haft der Gattin Joy und andern Gefangenen schrieb. Denn Weisenborn – 1929 mit dem Antikriegsstück «U-Boot S 4» berühmt geworden, 1933 erst mit Schreibverbot belegt, dann kurioserweise mit den von der UFA verfilmten Werken «Die Neuberin» und «Das Mädchen von Fanö» NS-Vorzeigeautor und Redakteur am Grossdeutschen Rundfunk - war bis zu ihrer Enttarnung Mitglied der Widerstandsgruppe «Rote Kapelle» und damit der einzige aktive Partisan der deutschen Literatur. Was Rainer Werner Fassbinder ehren wollte, als er 1980 in «Lili Marleen» Weisenborns Part selbst übernahm. Am 10. Juli 1902 in Velbert geboren, liess sich Weisenborn auch nach 1945 nicht korrumpieren: mit der «Göttinger Kantate» bekämpfte er 1958 die atomare Aufrüstung, 1961 sprach er in China als erster Westdeutscher mit Mao. Dem Widerstand aber hielt er bis zu seinem Tode 1969 die Treue. «Wenn einst von den Nachgeborenen das Kapitel gelesen wird von jener Zeit, die unsere Zeit war», steht im «Memorial», «so bitte ich mit aller hartnäckiger Bescheidenheit, jener Hunderttausende nicht zu vergessen, die aufrecht gegen den blutbesudelten Terror gekämpft haben und dabei kämpfend an der Schafottfront gefallen sind.»