Die Wandlungen des Leutnants Bertram: Bodo Uhse (12. März 1904 - 2. Juli 1963)

«Da habt ihr aus Deutschland ein Konzentrationslager gemacht, einen Friedhof, eine Räuberhöhle. Dort prügelt ihr, dort schiesst ihr, dort haust ihr wie die Wilden, dort henkt ihr und hackt Köpfe ab. Und was ihr dort gelernt habt, das wollt ihr jetzt über die Welt tragen. Ein Zuchthaus soll sie werden.» Es ist Herbst 1936, und der republikanische Spanienkämpfer Hein Sommerwand kann sich nicht enthalten, all das dem Piloten der Legion Condor ins Gesicht zu schreien, der ganz offenbar von den eigenen Leuten abgeschossen wurde und so ziemlich das Seltsamste verkündet, was dem roten Kämpfer je untergekommen ist: «Niemand wird mir glauben, und doch möchte ich Sie davon überzeugen, dass ich mit denen da oben nichts mehr zu tun habe. Ich bin kein Faschist.» «Leutnant Bertram» heisst der Roman, der auf 625 Seiten den Aufbau von Hitlers Luftwaffe und den Irrweg eben jenes Fliegerleutnants beschreibt, der von den Nazis abfällt und am Ende bodenlos hasst, was er mitbegründet hat. Exakt wie der Autor Bodo Uhse selbst, der am 12.März 1904 in Rastatt als Offizierssohn zur Welt kam, mit 16 am Kapp-Putsch teilnahm, mit 24 ein Naziblatt leitete, die NSDAP 1929 als Anhänger Otto Strassers verliess und der KPD beitrat, 1933 ins Exil ging und 1936 auf republikanischer Seite in Spanien kämpfte. Der Roman entstand zu grossen Teilen im Exil im Mexiko, wo er 1943 erstmals erschien. In der DDR, wurde er dann 250 000 mal gedruckt und galt in seiner radikalen Parteilichkeit als «die» literarische Darstellung eines faschistischen Offiziers. Uhse, seit 1948 als Journalist, Abgeordneter und Vorsitzender des Autorenverbands in der DDR lebend, trieb ab 1954 auch mit der Serie «Die Patrioten» sozialistische Geschichtsschreibung, geriet aber, nicht zuletzt des hohen Anpassungsdrucks wegen, in eine tiefe Krise, an der auch seine Ehe mit der Amerikanerin Alma Neumann zerbrach. Eben Chefredaktor von «Sinn und Form» geworden, starb Bodo Uhse am 2.Juli 1963 mit 59 Jahren in Ostberlin.