Der Sohn eines Burgerratsschreibers und Grossrats wurde am 21. Dezember 1866 in Bern geboren und wuchs in der Welt des Berner Stadtpatriziats auf. Nach der Matura wollte er zunächst Berufsoffizier werden, studierte dann aber in Lausanne, Leipzig u. Berlin Jurisprudenz u. promovierte 1891 in Heidelberg zum Dr. iur. Nach Bern zurückgekehrt, war er 1891-1916 Redaktor des konservativen «Berner Tagblatts», um danach als freier Schriftsteller zu leben. Von Tavel, der in verschiedenen kulturellen und sozialen Institutionen seiner Vaterstadt eine wichtige Rolle spielte, war auch Mitbegründer und Redakteur der religiösen Zeitschrift «Die Garbe».
Mit dem Trauerspiel Major Davel (Bern 1892) u. den Schauspielen Johannes Steiger (ebd. 1892) u. Der Twingherrenstreit (ebd. 1899) versuchte sich von Tavel zunächst auf hochdeutsch als dramatischer Gestalter der bernischen Geschichte, ehe er mit Jä gäll, so geit's. E luschtigi Gschicht us truuriger Zyt (ebd. 1901) einen spektakulären Durchbruch als historischer Erzähler im mit zahlreichen französischen Ausdrücken durchsetzten patrizischen Stadtberner Dialekt erlebte. Durch den Erfolg der um 1798 spielenden, das patrizische Milieu des alten Bern witzig spiegelnden Novelle angespornt, gestaltete von Tavel in den folgenden Jahren in 13 weiteren mundartliche Erzählungen und Romanen – gelegentliche hochdeutsche  Publikationen sind von marginaler Bedeutung – anhand markanter erfundener und historischer Figuren auf verklärende, gemütvoll-behagliche, religiös­-moralisierende, niemals aber humorlose Art und Weise Epochen der bernischen Geschichte. Die Novellen Der Houpme Lombach (ebd. 1903) u. Götti und Gotteli (ebd. 1906) führen Jä gäll, so geit's in lockerer Form weiter, behandeln die Zeit zwischen 1798 und 1835 und sind durch die Gestalt des weltklugen Bethli Vilbrecht miteinander verknüpft. In die Zeit des Ancien régime und der Helvetik gehören auch der Erziehungsroman Ds verlorne Lied (ebd. 1926), die patriotischen Romane D' Haselmuus (ebd. 1922) u. Unspunne (ebd. 1924) sowie die Geschichte der unbeirrbaren Bäuerin Annemarie Sunnefroh, Der Donnergueg (ebd. 1916), während die Familiengeschichte des Oberst Wendschatz (Der Schtärn vo Buebebärg. Ebd. 1907. D' Frou Kätheli und ihri Buebe. 2 Bde., ebd. 1910) und der Täuferroman Der Frondeur (ebd. 1929) zwischen 1653 (Bauernkrieg) und 1712 (Zweite Schlacht bei Villmergen) spielen. In die Zeit der Reformation führen die um die Gestalt Niklaus Manuels kreisenden Bände Gueti Gschpane (ebd. 1912) und Meischter und Ritter (ebd. 1933). Abgesehen vom lebensvollen, in der Jugendzeit des Verfassers spielenden Roman Veteranezyt (ebd. 1927) ist von Tavels bedeutsamste Leistung wohl der Bubenbergroman Ring i der Chetti (ebd. 1931). Dessen Vorabdruck in der «Neuen Zürcher Zeitung» belegt augenfällig, wie sehr der Rudolf von Tavel, der am 18.Oktober 1934 in Bern starb, trotz Dialekt und lokaler Thematik über Bern hinaus Beachtung fand. Von Tavels Nachlass ist in der Burgerblibliothek, Bern.
Ausgaben: Sämtliche Werke in Einzelausgaben. Bern 1975 ff.
Literatur: Hugo Marti: R. v. T. Leben u. Werk. Bern 1935, zuletzt 1984 – Werner Günther: R. v. T. In: Dichter der neueren Schweiz 1. Ebd. 1963. – Michael Stettler u. a.: R. v. T. 1866-1934. Ebd. 1984 – Stiftung Rudolf von Tavel: Uf d Liebi chunnt's alleini a: mit R. v. T in das 18. Jahrhundert / Fotogr. von Jürg Bernhardt. Mit Bibliographie und Audio-CD. Bern 2007