«Ich bin der Jozef Filser, kgl. Abgeorneter im Barlamend. Ich habe als Man des Folkes nichd gewisst das ich zur Regirung beruhfen bin sontern inser hochwirninger her Bfarrer hat es entdekt. Seit 1899 gehere ich zum Barlamend und ist es mein Bemiehen gerechd zun regihren. Ich bin bei dem Zendrum und mus bemergen das ich meinen Bardeischwuhr immer drei ge-halden hawe.» 1909 kamen sie als «Briefwechsel eines bay-rischen Landtagsabgeordneten» gesammelt heraus, die Briefe des Zentrums-Abgeordneten Josef Filser, die seit 1907 im «Simplicissimus» erschienen waren. Was der Metzgermeister Filser aus München seiner Frau, dem Pfarrer und seinen Freunden in gesprochenem Bayrisch schrieb, evoziert auf wun-derbar komische Weise das Bild eines naiven Parlamentariers, der die gängigen Parolen benutzt, ohne sie zu durchschauen, und der ganz offen zugibt, dass er auf seinen Vorteil und die Machterhaltung der «Bardei» aus ist. Obwohl er nach dem Vorbild des Ruhpoldinger Bürgermeisters Eisenberger gestaltet sein soll, war Filser das fiktive Geschöpf des Schriftstellers und Satirikers Ludwig Thoma, geboren am 21. Januar 1867 in Oberammergau, gestorben am 26. August 1921 in Rottach. Rechtsanwalt von Beruf,  schrieb Thoma bäuerliche bayrische Dialektgeschichten («Agricola», 1897, «Der Wittiber», 1906) und gesellschaftskritische Komödien («Die Lokalbahn», 1902), landete den grössten Hit aber mit den 1905 erschienenen «Lausbubengeschichten». In den «Filser»-Briefen und in einer Reihe von Gedichten, die er unter dem Pseudonym Peter Schlemihl publizierte, profilierte er sich als einer der führenden Oppositionellen seiner Zeit und wanderte dafür 1905 auch ins Gefängnis. 1914 aber wandelte er sich zur Überraschung der Verehrer zum chauvinistischen Deutschnationalen, meldete sich freiwillig zum Militär und trat nach der Niederlage, mit der Tänzerin Marietta di Rigardo in Rottach lebend und bald einmal unheilbar krebskrank, mit revisionistischen und antisemitischen Hetzartikeln hervor.