«Zwei Momente haben das Verhältnis der Deutschen zu Polen erheblich mitgeprägt: die Anerkennung der Schuld durch den Kniefall Willy Brandts 1970 in Warschau – und ihre Relativierung durch den Roman «Die schöne Frau Seidenmann», der auf Deutsch 1988 12 Monate die «Spiegel»-Bestsellerliste anführte. In dem 1943 im besetzten Warschau situierten Buch wird die schöne blonde jüdische Arztfrau von einem polnischen Juden verraten und von einem deutschen Nazi aus dem Gestapo-Gefängnis befreit, um Jahrzehnte später vom kommunistischen Polen aus antisemitischen Gründen ins Ausland vertrieben zu werden.
Das Buch, das mit dem Topos vom bösen Deutschen aufräumt und den  SS-Schergen polnische Banditen, jüdische Spitzel und deutsche Retter gegenüberstellt,  hiess im polnischen Original von 1986 «Der Anfang» und meinte damit den Beginn jenes Totalitarismus, den der nach den einen am 3.Februar 1924, nach den andern am 3.Februar 1928 in Warschau geborene Andrzej Szczypiorski unter der deutschen Besetzung,  im KZ Sachsenhausen, aber auch unter Stalin kennengelernt hat. Obwohl auch politisch aktiv, als Dissidenter zeitweise interniert, mal für, mal gegen Walesa polemisch und nach der Wende zwei Jahre Senator, war er überzeugt, «ein einziger guter Roman» bedeute «für das Leben eines Volkes mehr als tausend Parlamentsreden». Durch den Erfolg animiert, lieferte er Früheres und (teilweise ziemlich kolportagehaftes) Neues nach: Klagen über das polnische Schicksal und das Unglück in der Liebe, die doch «die einzige Rettung ist, die uns bleibt».
Kurz vor seinem Tod am 16.Mai 2000 lehnte Szczypiorski in der «Gazeta Wyborcza» entschieden jede Öffnung der Stasi-Archive ab. Zu Recht, wie man inzwischen weiss, war er doch, wie das polnische Institut für Nationales Gedenken IPN nachwies und Grzegorz Braun 2007 im Film «Errata do biografii»/«Korrigendum zu einer Biografie» darstellte, seit 1955 als Spitzel für die polnische Stasi tätig!