Am 2.Dezember 1960 empfahl Hermann Hesse in der «Weltwoche»  Magda Szabós «Fresko» als «Lektüre für einen jungen Menschen». Niemand wusste, dass er selbst die Übersetzung aus dem Ungarischen veranlasst hatte, weil er nicht nur vom Rang des Romans –  der am Beispiel einer Künstlerin und eines Knechts aufzeigt, wie wenig die sozialistische Ethik der menschlichen Seele gerecht wird –,  sondern auch vom Schicksal der Autorin betroffen war.
Am 5.Oktober 1917 in Debrecen  geboren, wuchs sie unter der Horthy-Diktatur auf, promovierte im Krieg als Philosophin und verlor 1948, nach der Machtergreifung der Kommunisten, ebenso ihre Stelle in einem Budapester Ministerium wie die Möglichkeit, ihre vielversprechenden Gedichte zu publizieren. Sie wurde Primarlehrerin und wagte sich erst nach neunjährigen Schweigen wieder an die Öffentlichkeit: mit eben jenem Roman «Das Fresko», der ihr dank Hermann Hesse auch in Ungarn den Weg ebnete. Und obwohl man ihre Romane  zum sozialistischen Realismus rechnen konnte,  sprachen die Schicksale, die sie gestaltete, Buch für Buch jeder ideologischen Einschränkung Hohn. In «Die andere Esther» (1959) schildert eine gefeierte Schauspielerin ihr Leben, das sie durch Hass und Besitzgier selbst zerstört hat. In «Das Schlachtfest» (1960) gesteht ein zur Verzweiflung getriebener Mann den Mord an seiner Frau. «Pilatus» (1963) evoziert den Schock, den eine Frau nach dem Tod ihres Mannes erlebt, während «Katharinenstrasse» (1969) vier bewegende Schicksale mit der Erinnerung an eine Strasse verknüpft. Den bisher grössten internationalen Erfolg aber konnte die inzwischen 86jährige 2003 erleben, als ihr 1987 auf Ungarisch erschienener Roman «Durch die Tür» in französischer Übersetzung den Prix Fémina étranger bekam. Ein Buch, das die Geschichte einer Haushälterin zu einem einzigartigen document humain macht. Magda Szabó starb am 19.November 2007 im Alter von 90 Jahren in Budapest.