Urs Martin Strub

*Olten 20.4.1910, Psychiater und Schriftsteller. Nach Promotion (1937) und Assistenzzeit in Wien kam S. 1938 ans Zürcher Burghölzli. 1943-46 war er Oberarzt in der Rheinau, 1947-69 Chefarzt in Kilchberg, danach frei praktizierender Psychiater und Leiter einer grossen Stahlhandelsfirma. Bereits 1930 hatte S. seinen ersten Gedichtbd. publiziert, bis 1964 folgten fünf weitere: »33 Gedichte« (1941), »Der Morgenritt« (1945), »Lyrik« (1946), »Lyr. Texte« (1953) und »Signaturen Klangfiguren« (1964). S. Gedichte gewinnen gerade aus seiner Tätigkeit als Seelendeuter und Arzt ihren unverwechselbaren Gehalt. Obwohl unverkennbar der klass.-romant. Tradition verpflichtet, sind sie dank sprachspieler. und musikal. Begabung formal zuweilen von überraschender Modernität. »Poet. Zeit« (1990) erschien nach 25 Jahren Schweigen, zeigt S. jedoch noch einmal auf der Höhe seines schon von Hesse bewunderten Könnens. … Lit.: Piniel, G.: Der Lyriker U.M.S., in: Schweizer Rundschau, Heft März/April 1970; Fehr, K.: zu schauen und zu verstehn. U.M.S. zum 80. Geburtstag, in: NZZ, 19.4.1990. (Schweizer Lexikon)


Strub, Urs Martin

* 20. 4. 1910 Olten/Kt. Solothurn. - Lyriker.

Der Sohn vermögender Eltern publizierte schon im Jahr seiner Matura in der Stiftsschule in Engelberg seinen ersten, noch ganz in der idealistischen Bildungstradition stehenden Gedichtband Frühe Feier (Luzern 1930). S. studierte Medizin u. Psychiatrie in Zürich, Basel, Bern, München u. Paris, promovierte 1937 zum Dr. med. u. war nach seiner Assistentenzeit an der Burghölzli-Klinik in Zürich 1943-1946 Oberarzt an der Nervenheilanstalt Rheinau u. 1947-1969 Chefarzt des Nervensanatoriums Kilchberg bei Zürich. Seither praktizierte er frei in Zürich u. war zgl. Leiter der Stahlhandelsfirma seiner Familie in Solothurn. Diese berufl. Auslastung ließ nur ein schmales lyr. Œuvre zu, das jedoch weit von jeglichem Dilettantismus entfernt ist u. zumindest bis 1964, als S. für ein Vierteljahrhundert verstummte, mit der schweizerischen u. westdt. literar. Avantgarde Schritt hielt. Die Modernität von Bänden wie Lyrische Texte (Köln 1953) oder Signaturen, Klangfiguren (Hbg. 1964) beruhte allerdings weit weniger auf einer bewußten Anlehnung an neueste zeitgenöss. Tendenzen als vielmehr auf einer angeborenen Musikalität u. einer spielerischen Freude am sprachlich Innovatorischen. Auch thematisch ist S.s Lyrik keineswegs revolutionär, sondern befaßt sich mit den großen Fragen der europ. Tradition - Liebe, Tod, Kunst, Natur -, vertieft allerdings die Gedankenführung häufig aus der bes. Sehweise des erfahrenen Seelendeuters heraus. S. blieb seinen Anliegen u. seiner Schreibweise auf hohem künstlerischen Niveau, aber in größerer Kargheit u. Bemessenheit der Mittel treu, als er sich mit Poetische Zeit (Zollikon 1990) noch einmal zu Wort meldete.

LITERATUR: Gerhard Piniel: Der Lyriker U. M. S. In: Schweizer Rundschau. März/April (Solothurn 1970).
(Bertelsmann Literaturlexikon)