Er könnte unversehens wieder aktuell werden mit seinen er-greifenden Schilderungen von verarmten Landarbeitern und seiner Hoffnung auf den New Deal des Präsidenten Roosevelt, der am 27.Februar 1902 im kalifornischen Salinas geborene und am 20.Dezember 1968 in New York verstorbene John Steinbeck. Nicht was er an der elitären Stanford University ge-lernt, sondern was er in den Semesterferien als Gelegenheitsar-beiter erlebt hatte, lieferte ihm den Stoff für «Tortilla Flat», den 1935 publizierten Roman über die verarmten spanischen Ein-wanderer Amerikas, «Früchte des Zorns»(1939), den Roman über eine Landarbeiterfamilie, die aus Oklahoma ins vermeint-liche Paradies Kalifornien übersiedelt, und die berührende Er-zählung «Von Mäusen und Menschen» (1937) über die Freund-schaft zweier Wanderarbeitern, von denen der eine den andern, geistig leicht behinderten, vor der Verständnislosigkeit der Um-welt zu schützen sucht. Steinbeck war einer der ersten Autoren, dessen Bücher durch ihre Verfilmung ein Millionenpublikum er-reichten. So verfilmte John Ford 1940 mit Henry Fonda «Früch-te des Zorns», wurde der Roman «East of Eden» über die an Kain und Abel erinnernden Zwillingsbrüder Caleb und Aron und ihr Verhältnis zu ihrem Vater 1955 durch die Verfilmung von Elia Kazan mit James Dean in der Rolle des Caleb zum Kult-buch und bewies noch 1992 die Neuverfilmung der Erzählung «Von Mäusen und Menschen» mit Gary Sinise und John Mal-kovich, wie gut Steinbecks Texte sich für das Kino eignen. Steinbeck lässt sich aber nicht auf seine Rolle als Schilderer von Armut und sozialer Not reduzieren. In «Die Reise mit Char-ley», wo auf humorvolle Weise eine Amerikareise im Wohnwa-gen zusammen mit dem Pudel Charley protokolliert ist, entpup-pte er sich 1962, im Jahr, als er den Nobelpreis erhielt, auch als träfer Kritiker des American Way of Life, und für «Das Logbuch des Lebens», in dem er 1941 den Menschen als Teil eines öko-logischen Ganzen definierte, könnte er problemlos als Vorläufer der grünen Bewegung reklamiert werden.