«Höre die Botschaft des Frühlings eines anderen Zeitalters eines anderen Kontinents / Höre die Botschaft des fernen Afrikas und den Gesang deines Blutes…» Die Verse schrieb er 1943 als Kriegsgefangener in Deutschland: Léopold Sédar Senghor, am 9.Oktober 1906 im Senegal geboren, erster schwarzer Doktor der Sorbonne,  hatte «12 Jahre Irrfahrt in Europa» hinter sich, als er sich, entsetzt über die französische Perfidie, seine Landsleute zu Helden zu erklären und als Kanonenfutter zu verheizen,   voll Enthusiasmus der  «schwarzen Hostie Afrika» zuwandte. Ganz wollte er sich aber von der französischen Kultur, die er als Professor lehrte, nicht abkehren. Die «Négritude», die Kunst der Schwarzen, zu deren Promotor er mit Léon Damas und Aimé Césaire wurde,  sollte zwar «weder Spiel noch ästhetische Freude sein, sondern etwas bedeuten», aber sie  sollte, wie er in seinem berühmten Aufsatz «Négritude et Humanisme» 1964 formulierte,  «nicht darauf verzichten, französisch zu sein.»
Senghor war senegalesischer Präsident, als er solches verkündete, und er schuf sich damit ebensoviele Feinde wie Freunde. Als «Marionette des Imperialismus» beschimpften ihn deutsche Studenten, als er 1968 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels bekam. Und doch verkörpert der schwarze Dichter und Philosoph, der 1980 eine friedliche Machtablösung in seinem Land zuliess und am 20.Dezember 2001 hoch betagt in Paris starb, im nachhinein eine der vielen verpassten Chancen einer afrikanisch-europäischen Annäherung. 
1978, in den «Élégies Majeures» , beschwor er ein Paradies, in dem sein jung verstorbenen Sohn, Martin Luther King und sein Mitschüler Georges Pompidou sich im Sinne einer  «himmlischen Weltzivilisation» aufhalten und in dem keine Rassenunterschiede mehr gelten: «Die Weissen und die Schwarzen, alle sangen Hosianna! Halleluja! So wie früher im Reich der Kindheit, wenn ich träumte.»