Karl Georg Schmid

*Zürich 31.3.1907, †Bassersdorf (ZH) 4.8.1974, Publizist und Schriftsteller. Der Lehrerssohn studierte in Zürich und Berlin Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie (Promotion 1935). 1943 berief ihn der BR zum Prof. für dt. Sprache und Literatur an die ETHZ, die er 1953-57 auch als Rektor leitete. Seit 1940 war S. mit Elsie _Attenhofer verheiratet. 1969-72 übte er das Amt eines Präs. des Schweiz. Wissenschaftsrates aus. In der Armee setzte sich S. nicht nur als Vortragsredner von »Heer und Haus« im 2. Weltkrieg, sondern auch später stets für eine Stärkung der Armee und des Wehrwillens der Schweizer Bev. ein. Er erwies sich in seiner Rolle als Literaturprof. an einer TH als idealer Vermittler zw. bürgerl. Staat und Literatur. Mit Reden und Schriften wie »Das Lebensrecht des Kleinstaates« (1944) oder »Versuch über die schweiz. Nationalität« schaffte er sich Gehör und lieferte immer wieder griffige Stichworte für die öffentl. polit. Diskussion, so auch mit dem Spätwerk »Unbehagen im Kleinstaat« (1963, 31977). S. behandelt darin am Beispiel von C.F. Meyer, H.-F. Amiel, J. Burckhardt, J. Schaffner und M. Frisch das offensichtl. gestörte Verhältnis zw. Schweizer Schriftstellern und Staat. Frisch wies die Schuldzuweisung an die Schriftsteller in seiner Zürcher Schillerpreis-Rede vom Januar 1974 mit aller Entschiedenheit zurück. - Ausgaben: Ges. Schriften (6 Bde., 1977), Werkausgabe in Einzelbänden (seit 1990), Werke in 6 Bänden, Zürich 1998 … Lit.: Attenhofer, Elsie: Réserve du Patron. Im Gespräch mit K., Stäfa 1989. (Schweizer Lexikon)



Schmid, Karl Georg

* 31. 3. 1907 Zürich, † 14. 8. 1974 Zürich. - Germanist, Essayist.

Nach dem Germanistikstudium in Zürich u. Berlin promovierte S. 1935 mit einer Arbeit über Schiller zum Dr. phil. 1938-1947 war er Lehrer am Zürcher Gymnasium u. ab 1943 Professor für dt. Literatur u. Sprache an der Eidgenössischen TH Zürich, der er 1953-1957 auch als Rektor vorstand. In dieser Position wuchs S. in die Rolle einer weithin respektierten staatspolit. Instanz hinein u. erlangte damit nicht zuletzt auch eine lange mit Bravour ausgeübte Mittlerfunktion zwischen Staat u. Literatur. Diese Stellung wurde jedoch um so schwieriger, je weiter die Zeit der sog. »geistigen Landesverteidigung« zurücklag u. je stärker sich auch in der Schweiz eine Literatur Gehör verschaffte, die sich dem bürgerl. Staat verweigerte u. jede nationale Zuordnung als Einengung ablehnte - eine Haltung, die der überzeugte Verfechter der »Willensnation Schweiz« u. ranghohe Offizier der Schweizer Milizarmee zwar diagnostizieren, nicht aber nachvollziehen konnte. Charakteristisch dafür ist sein Essayband Unbehagen im Kleinstaat. Untersuchungen über C. F. Meyer, H.-F. Amiel, Jakob Schaffner, Max Frisch und Jakob Burckhardt (Zürich 1963. 3., kommentierte Aufl. 1977), der bei aller Differenziertheit der Argumentation die Gründe für das schwierige Verhältnis zwischen der Schweiz u. ihren Schriftstellern letztlich eben doch einseitig bei diesen selbst sucht u. findet. Frisch, der sich zunächst geschmeichelt fühlte, distanzierte sich in der Folge immer deutlicher von S.s Befund u. wies ihn in der Schiller-Preisrede vom 14. 1. 1974 zuletzt vehement zurück: »So gefällig sie auch ist, die These, Unbehagen an der heutigen Schweiz können nur Psychopathen haben, sie beweist noch nicht die gesellschaftliche Gesundheit der Schweiz.«

WEITERE WERKE: Ausgaben: Ges. Schr.en in 6 Bdn. Zürich/Mchn. 1977. - Werkausg. in Einzelbdn. Stäfa/Schaffh. 1990 ff. - Einzeltitel: Der Soldat u. der Tod. Zürich 1942. - Aufsätze u. Reden. Ebd. 1957. - Europa zwischen Ideologie u. Verwirklichung. Ebd. 1966. - Zeitspuren. Aufsätze u. Reden 2. Ebd. 1967. - Schwierigkeiten mit der Kunst. Ebd. 1969. - Standortmeldungen. Ebd. 1973. - Fortschritt u. Dauer. Aufsätze u. Reden 3. Ebd. 1975. - Das Genaue u. das Mächtige. Aufsätze u. Reden 4. Ebd. 1977.

LITERATUR: Peter v. Matt, Hermann Burger u. a.: Lit. vermitteln. Erinnerungen an K. S. In: NZZ, 14./15. 6. 1975. - Elsie Attenhofer: Réserve du Patron. Im Gespräch mit S. Stäfa 1989.
(Bertelsmann Literaturlexikon)