Als solle Spitzwegs «Armer Poet» aus der Romantik des 19. in die soziale Brutalität des 20. Jahrhunderts transportiert werden, verhungert im Slum einer amerikanischen Stadt einsam ein er-folgloser Schriftsteller. Unter dem Trapez, das ihn zu Höhenflü-gen in die Welt der Literatur starten liess, gibt es kein (soziales) Netz. Und so dämmert er langsam in eine jenseitige Traumwelt hinüber. «Der waghalsige Mann auf dem fliegenden Trapez» heisst die Erzählung, die 1934 in der New Yorker Zeitschrift «Story» erschien. Verfasser war der am 31.August 1908 im kalifornischen Fresno als Sohn armenischer Einwanderer ge-borene  William Saroyan, der noch im gleichen Jahr 1934 am Broadway als Dramatiker debütierte: mit «My Heart’s in the Highlands», dem Drama eines Schauspielers, der von den Wortführern des Kulturbusiness fertiggemacht wird. Den Durchbruch aber erlebte Saroyan 1939 mit dem Stück «The Time of your Life», das in einer Kneipe eine Reihe originelle gescheiterte Typen vorführt und mit der Erschiessung des Po-lizisten endet, der die Outlaws puritanische Moral lehren wollte. Den Pulitzer-Preis, der dem Stück zugesprochen wurde, lehnte Saroyan ab. Er wollte nicht mit den «vollkommen überflüssigen Vermittlern und Kritikern» paktieren. Saroyans Meisterwerk als Erzähler war 1940 «My Name is Aram», ein Zyklus, der wie der packende Roman «Rock Wagram»(1951) unter Armeniern spielt und nicht nur eine ganze Reihe kauziger Onkel und Vetter, sondern auch den fraglichen Aram selbst dem fröhlichen Gelächter des Lesers preisgibt: wie er vom Wissen zu profitie-ren weiss, dass der Rektor es mit einer Lehrerin treibt, oder wie er als Katholik für einen Dollar pro Sonntag im presbyteriani-schen Kirchenchor singt und es erst noch erreicht, dass sein Freund, der Mann mit der schlechtesten Stimme der Welt, mitsingen darf. Als Saroyan am 18.Mai 1981 starb, hatte er unzählige weitere, meist etwas kolportagehafte Werke ge-schrieben, war aber nicht deswegen, sondern seiner eigenen Liebes- und Skandalgeschichten wegen legendär.