«Dass das Teuflische im Menschen nicht anders hat wachsen können als infolge der Überzüchtung der materiellen Wünsche», ist für den Ich-Erzähler des Romans «Wenn die Erde bebt» (1950) unbestreitbar. Und längst hatte die Hybris das Land in eine totalitäre Diktatur getrieben, als er die Tat beging, für die er im Gefängnis sitzt. Da zeichnet er dann auf, wie er seine Frau  mit der Axt erschlug,  als sie mit den Worten «Es wird immer einige Menschen geben, denen es gut geht, und ich habe den Wunsch, zu ihnen zu gehören» zu den Materialisten überlief.
Das absurd-provokante Werk stammt von einem der produk-tivsten Autoren des 20.Jahrhunderts: von Heinz Risse, geboren am 30.März 1898 in Düsseldorf, gestorben am 17. Juli 1989 in Solingen. Sohn eines Arztes, hatte er den Krieg als Soldat erlebt, dann Nationalökonomie studiert und 1921 bei Alfred Weber doktoriert. Wirtschaftsprüfer im In- und Ausland, schuf er sein ganzes Œuvre als Werktätiger im Nebenberuf. Dazu gehört die hellsichtige «Soziologie des Sports»  von 1921 ebenso wie der virtuose Novellenband «Irrfahrer», mit dem er 1948 mit fünfzig literarisch debütierte, gehören Romane wie «So frei von Schuld» von 1951 oder «Dann kam der Tag» von 1953, wo ein Direktor am 70.Geburtstag seine Fabrik in  Brand setzt.  Nicht zu reden von den eng mit Risses Brotberuf zusammenhängen-den «Fiscalia curiosa» von 1986 oder  den 12 kritischen Essays «Feiner Unfug auf Staatskosten», in denen er sich 1963 mit der Literaturkritik auseinandersetzte. Dass Risse heute so gut wie vergessen ist, rührt nicht zuletzt daher,  dass die Kritik ihn ignorierte. Was allerdings nicht erstaunt, verbot er seinen Verlegern doch schon in den 1950er Jahren, Rezensionsex-emplare zu versenden! Einer, der ihm trotz allem die Stange hielt, war Erich Nossack, der 1952 schrieb, man müsse Risses Schaffen als «eine Apologie des Menschen» sehen. «Ein tief religiöses Werk, ganz undogmatisch und unkonfessionell, und gerade darum so echt.»