Vom Theater zum Film: Marcel Pagnol (28. Februar 1895 - 18. März 1974)

Für Generationen von Franzosen war der Name Pagnol gleichbedeutend mit Provence, Marseille, Seefahrt, Liebe und Kömödie. Jedenfalls seit 1929-1931, seit dem Sensationserfolg der Schauspiele «Marius» und «Fanny», als der Wirtssohn, der aus Liebe zum Meer auf seine grosse Liebe verzichtet, und die schöne Marseillaise, die aus lauter Liebe den Falschen heiratet - nicht zu reden vom jovialen Kneipenwirt César - , zu den populärsten Figuren des französischen Theaters avancierten. Und des Films! Denn bald schon war César für jedermann Raimu, waren Marius Pierre Fresnay, Fanny Orane Demazis. Und als Pagnol 1936 Teil 3 der Trilogie, «César», schrieb, war das kein Theaterstück mehr, sondern ein Filmdrehbuch. 1929 hatte er in London den Tonfilm «Broadway Melody» gesehen, und als er heimkehrte, war er zu der Auffassung gelangt, die ihn als Filmregisseur prägen sollte: «Le film parlant est l'art d'imprimer, de fixer et de diffuser le théâtre.» 1931 bereits hielt er «Marius» auf Zelluloïd fest, 1932 sein Stück «Topaze» von 1928, 1932 «Fanny», 1936 «César», und dazwischen und danach entstanden Filme wie «Angèle», «Le Schpountz» (mit Fernandel), «La Femme du boulanger» oder «Manon les sources», die ihn zu einem der erfolgreichsten Regisseure des Landes machten und ihm 1946 als erstem Cinéasten einen Sitz in der Académie française einbrachten. «Eine Figur aus dem Jahrhundert von Balzac, die irrtümlicherweise in das unsere geraten ist», hat René Clair den Unermüdlichen genannt, der alle möglichen Ämter wahrnahm, Filmstudios und Kinos betrieb, einen neuen Automotor entwickelte und sich dennoch am liebsten zum Schreiben in die Provence zurückzog. Und tatsächlich haben ja von all dem, was Pagnol zurückliess, als er am 18.April 1974 79jährig starb, am ehesten jene provenzialischen Kindheitserinnerungen der Zeit standgehalten, die er von 1957 bis 1960 unter den Titeln «La Gloire de mon père», «Le Château de ma mère» und «Le Temps des secrets» schrieb.