Welttheater, made in USA: Eugene O'Neill (1888-1953)

Er hat sie in jungen Jahren selbst durchlebt, all die Verzweiflung und Ausweglosigkeit, in die er seine Figuren treibt: Brutus, den «Negerkaiser», der am Ende von den eigenen Leuten abgeknallt wird («The Emperor Jones», 1920), Yank, den «Hairy Ape» (1922), der einzig im Gorilla, der ihn erwürgen wird, einen (stummen) Gesprächspartner findet, Nina Lees in «Strange Interlude» ( 1929), die vier Männern zum Schicksal wird und zuletzt erkennt: «Ich habe alle verletzt», Lavinia in «Mourning becomes Electra» (1931), die nach dem (mitverschuldeten) Untergang ihrer Familie in hoffnungslose Trauer verfällt. Sohn eines Schauspielers, lernte Eugene O'Neill, geboren 1888 in New York, früh das Internatsleben hassen, verliess Princeton nach einem Skandal, schlug sich als Goldgräber, Komödiant und Matrose durch und stiess nach einer vertanen Jugend und einer kaputten ersten Ehe 1912 als Tuberkulosepatient auf Ibsen und Strindberg, die exakt das ausdrückten, was ihm auf den Nägeln brannte und was er mit wachsendem Erfolg bald auch selbst dramatisch gestaltete: die Verlorenheit, das Aufbegehren und die Resignation des Individuums in einer total korrupten Welt. Die Radikalität des Frühwerks wich allerdings den leiseren Tönen der mittleren Jahre, und am dauerhaftesten erscheinen inzwischen die Werke, die der Nobelpreisträger von 1936 nach seinem Tod am 27.November 1953 verbrannt oder unter Verschluss gestellt wissen wollte: «A Touch of the Poet», die brüske Desillusionierung des protzigen Majors Melody, hinter dem sich O'Neills Vater verbirgt, oder «A Long Day's Journey into Night», die schonungslose Analyse einer in Sucht und Lüge verstrickten Familie. Aber während in den USA selbst ohnehin längst das Musical über das Schauspiel triumphiert, glauben die Theaterleute auch hierzulande weitgehend ohne diesen Dramatiker auskommen zu können, der die Not des modernen Menschen anschaulich wie kein zweiter auf die Bühne stellt.