Hexenjagd: Arthur Miller (17. Oktober 1915 - 10. Februar 2002)

Seinen Unmut über die Kommunistenjagd der Ära McCarthy brachte Arthur Miller nicht in einer Darstellung der bigotten und korrupten amerikanischen Politik der Fünfzigerjahre, sondern in einem 1692 spielenden Theaterstück zum Ausdruck. In «The Crucible» («Hexenwahn») haben junge Mädchen aus der Stadt Salem in Massachusetts mit der abergläubischen Negersklavin Tituba zusammen nachts im Wald getanzt. Als das an sich vollkommen harmlose Faktum an den Tag kommt, bricht in Salem die Hysterie aus. Die Mädchen werden für besessen erklärt und vor Gericht geschleppt. Und da kommt es dann so weit, dass sie, zuerst aus lauter Angst, später aber auch aus Lust und Verderbtheit, unschuldige Frauen der Hexerei bezichtigen. Das Gefängnis füllt sich, fast jeden Tag werden Todesurteile vollstreckt, und der schreckliche Spuk endet erst, als John Proctor, dessen Frau bereits als Hexe abgeurteilt worden ist, einen mutigen Entscheid trifft. Als das gleiche Mädchen Abigail, das schon seine Frau denunziert hat, auch ihn des Teufelspakts bezichtigt, weigert er sich standhaft, die ihm angebotene Rettung anzunehmen. Obwohl er mit dem Leben davonkäme, wenn er ein Geständnis ablegen würde, bleibt er bei der Wahrheit und steigt unbeirrt zum Galgen empor. Kaum je ist eindrücklicher und erschütternder durchgespielt worden, was passiert, wenn der religiöse Fundamentalismus die Gesellschaft zu regieren beginnt und wenn die Demokratie zu einem reaktionären, menschenverachtenden System verkommt. «Hexenjagd» war denn auch, nachdem das Stück 1953 in New York eine sensationelle Uraufführung erlebt hatte, als Arthur Millers bis dahin erfolgreichstes Werk bald auf vielen Bühnen in der ganzen Welt zu sehen und wurde von Jean-Paul Sartre ins Französische übersetzt. Dass es heute, wenn überhaupt, nur noch ganz selten zu sehen ist, muss eigentlich erstaunen, hat es doch auch in Zeiten des Globalismus und des medialen Infotainmements nichts von seiner brisanten Aktualität eingebüsst.