Am bekanntesten ist Maurice Maeterlinck noch als Textautor von Debussys Oper «Pelléas et Mélisande», dieser ganz der Nacht und dem Traum verpflichtete Geschichte von dem Prin-zen, dessen harmloses Tändeln mit der Frau seines Bruders zur Folge hat, dass er erschlagen wird und die unschuldige Ge-liebte ihm in den Tod folgt. Auch das Drama «La princesse Ma-leine», mit dem der am 29.August 1863 im belgischen Gent ge-borene Rechtsanwalt 1890 in Paris literarisch debütierte, endet nach einem Eifersuchtsdrama am Hof von König Marcellus mit dem Tod der Liebenden. Maleine, der Grimm’schen «Jungfrau Maleen» nachempfunden, wird vom König und ihrer Rivalin Anna ermordet, wonach Prinz Hjalmar, auf den sie, in einen Turm gesperrt, gewartet hatte, die Mörderin Anna und sich sel-ber tötet. Noch typischer für Maeterlincks Symbolismus, der vom Psychologischen und Sozialen abstrahiert und sich mit der Evokation einer von Angst und Todesdrohung bestimmten At-mosphäre begnügt, sind die 1891 uraufgeführten Dramen «Les Aveugles» und «L’intruse», wo eine Gruppe von Blinden bzw. eine um einen Tisch versammelte Familie auf etwas wartet, das sich am Ende als Tod entpuppt. Den grössten, allerdings zeit-bedingten Erfolg errang Maeterlinck 1902 mit dem Drama «Monna Vanna», wo es darum geht, dass Giovanna, die Frau Guido Colonnas, um Pisa vor der Eroberung durch Florenz zu retten, eine Nacht  mit dem Führer der Belagerer verbringt. Zeitlose Gültigkeit bewahrt hat aber nicht Maeterlincks Bühnen-werk, sondern seine Lyrik, die mit den 48 Gedichten der Bände «Serres chaudes» («Treibhäuser», 1889) und «Quinze Chan-sons» (1900) ein ganz vom vom Rätselhaft-Unbegreiflichen und vom Traum, dem Surrealen und dem Tod bestimmtes neues Kapitel in der europäischen Poesiegeschichte anschlug. Wie denn überhaupt für Maeterlinck, den Nobelpreisträger von 1911, der am 6.Mai 1949 in Nizza 87jährig starb, Dichtung in ihrer höchsten Form kein anderes Ziel haben konnte, «als die Wege vom Sichtbaren zum Unsichtbaren offen zu halten».