Verkürzung auf das Wesentliche: Friedrich von Logau (1605-1655)

«Weisst du, was in dieser Welt/ Mir am meisten wohlgefällt? / Dass die Zeit sich selbst verzehret / Und die Welt nicht ewig währet.» Die Epoche des Dreissigjährigen Kriegs mit ihren physischen und seelischen Zerstörungen hat im Pessimismus dieser Zeilen ihre Spuren hinterlassen. Aber auch im Leben ihres Verfassers, des 1605 in Brockuth bei Nimptsch in Schlesien geborenen Friedrich von Logau, der am Gymnasium von Brieg mit antiker Bildung imprägniert worden war, ein paar Semester Jus studiert und dann vergeblich versucht hatte, das kriegszerstörte Familiengut wieder instandzustellen, bis er zuerst in Brieg und dann in Liegnitz Hofrat bei Herzog Ludwig IV. wurde. Es waren viele Leichengedichte zu produzieren in der Zeit, z. B. für sein erste Frau und eine seiner Töchter, und mit der Zeit ergab es sich, dass der Sprachbegabte massenhaft deutsche Epigramme im Stil des (lateinisch schreibenden ) Engländers John Owen schrieb. 1638 publizierte er «Zwey Hundert Teutscher Reimen-Sprüche» - nicht unter eigenem Namen, sondern unter dem Pseudonym Salomon von Golaw. Nach dem biblischen König, den er in Sachen Klugheit und Moral zum Vorbild nahm, und nach dem Ort, wo er gerne sein Tusculum eingerichet hätte. Barocke Weitschweifigkeit war seine Sache nicht, sein Ehrgeiz hiess Verkürzung auf das Wesentliche, und als er 1648 in die «Fruchtbringende Gesellschaft» aufgenommen wurde, geschah dies konsequenterweise unter dem Namen «Der Verkleinernde». 1654, ein gutes Jahr vor dem Tod des 50jährigen am 25. Juli 1655, kam Logaus Hauptwerk heraus: «Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend». Es waren 3560 Gedichte eines lyrischen Tagebuchs, das die Barockzeit nicht abbildete, aber in kluger Bedächtigkeit die Quintessenz aus ihren Defiziten zog. Das berühmteste davon ist jenes, auf dem Gottfried Keller sein «Sinngedicht» basieren liess und das von ihm zu dessen Vorteil leicht verändert worden ist: «Wie willst Du weisse Lilien zu roten Rosen machen?/ Küss' eine weisse Galatee: sie wird errötend lachen!»