Idealismus, zweckentfremdet: Th. E. Lawrence (1885-1930)

«Wir waren überwältigt von der Weite des Landes, vom Geschmack des Windes, des Sonnenlichts und der Hoffnungen, für die wir arbeiteten. Die Morgenluft einer zukünftigen Welt berauschte uns.» Thomas E. Lawrence, geboren am 16.August 1888 im walisischen Tremadoc, hatte als Archäologe in Kleinasien Arabisch gelernt und sich für die Beduinen begeistert. So dass ihm im 1.Weltkrieg sein Einsatz für die arabische Unabhängigkeit, bei dem er als Berater des künftigen Königs Feisal in Beduinentracht eine geniale Guerilla-Taktik entwickelte und so die türkischen Besatzer vertrieb, wie ein Siegeszug für eine neue Welt erschien, in der Araber und Juden friedlich zusammenleben würden. Bis ihm klar wurde, dass seine Taten, die bis hin zu David Leans Film «Lawrence von Arabien» (1962) unzählige Male gefeiert werden würden, nur der Kolonialmacht Grossbritannien gedient hatten, die ihn als besonders erfolgreichen Geheimdienstagent klassierte. «Wir durchlebten viele Leben während dieser verwirrenden Feldzüge und haben uns selbst nicht geschont», schrieb er in seinem Meisterwerk «Die sieben Säulen der Weisheit», dem auch die oben zitierten Sätze entstammen. «Doch als wir siegten und die neue Welt dämmerte, kamen die alten Männer und nahmen unseren Sieg, um ihn der früheren Welt anzupassen.» Arabien wurde zwischen England und Frankreich geteilt, und Lawrence, der von einer türkischen Gefangenschaft 1918 ein lebenslanges Trauma davongetragen hatte, zog sich, während alle Welt ihn als Helden handelte, in die Anonymität zurück, diente ab 1923 unter falschem Namen bei der Royal Air Force, übersetzte die «Odyssee» und schrieb «Seven Pillars of Wisdom». Kurz nach seinem Abschied von der RAF verunglückte er, als er zwei Velofahrern ausweichen wollte, in der Nähe seines Landhauses in Dorset mit seinem Brough-Motorrad und starb 46jährig am 19.Mai 1935. «Sind Sie je ein Blatt gewesen und von Ihrem Baum im Herbst abgefallen und haben sich richtig darüber gewundert? Genau so empfinde ich mich», hatte er 13 Tage zuvor Eric Kennington geschrieben.