Ob der Zweck die Mittel heiligt?: Arthur Koestler (5. September 1905 - 3. März 1983)

Gerade heute, wo weltweit junge Menschen zur Erreichung ihrer Ziele den Tod Unschuldiger - und nicht zuletzt auch ihren eigenen! - in Kauf nehmen, sollte man Arthur Koestler lesen. Einen Autor, dessen Leben und Denken in fataler Zeit ein einziges Ringen mit der Frage war, ob der Zweck die Mittel bzw. die Opfer heilige oder nicht. Am 5.September 1905 als österreichischer Jude in Budapest geboren, empfand der angehende Ingenieur 1926-29 in Palästinaden Kollektivismus der Kibbuzzim als Enttäuschung und ging zum Kommunismus über. 1936 verfolgte er für die Komintern den Bürgerkrieg in Spanien und prangerte in «Menschenopfer unerhört» die Verbrechen der Faschisten an. Als zum Tod Verurteilter im Gefängnis von Sevilla gelangte Koestler dann aber im «Spanischen Testament» angesichts der Folgen revolutionärer Strategie und ideologischer Verblendung zu einer Haltung, die den Antifaschismus um jenen Antikommunismus ergänzte, für den er von links als Renegat beschimpft und von rechts als Reaktionär bejubelt werden sollte. Das Schlüsselwerk dazu ist «Sonnenfinsternis» von 1940: der Roman über Stalins «Säuberungen» von 1936/37, der die Skrupellosigkeit der zu Aparatschiks mutierten einstigen Revolutionäre gnadenlos entlarvt und die These vertritt, dass jede Revolution zwangsläufig in Korruption und Diktatur umschlagen müsse. Sein abenteuerliches Leben hat Koestler, der ab 1940 auf Englisch schrieb und von 1952 bis zu seinem Tod am 3.März 1983 in London lebte, in der 1952/1954 erschienenen Autobiografie «Arrow in the Blue» / «The Invisible Writing» erzählt. In diesem Werk, das George Orwell als «inoffizielle Geschichtsschreibung» bezeichnete, wird auf direkt-persönliche Weise sichtbar gemacht, welch ungeheures Trauma die Menschheitsdämmerung des 1. Weltkriegs unter den Intellektuellen hinterlassen hatte und wie plausibel es zunächst war, dass man den Totalitarismus der Nazis mit demjenigen der Kommunisten zu bekämpfen suchte.