«Morgenrot! Leuchtest mir zum frühen Tod?» : Wilhelm Hauff (1802-1827)

Zu den «Kriegs- und Volksliedern», die der 22jährige Student und Gitarrist Wilhelm Hauff 1824 anonym publizierte, zählten nebst solchen von Goethe und Hebel auch sechs eigene, darunter «Reiters Morgenlied» mit der Frage: «Morgenrot! Leuchtest mir zum frühen Tod?» Ob geahnt oder nicht: Hauff blieben gerade noch drei Jahre bis zum frühen Tod am 18. November 1827. Und es ist kaum zu glauben, was der enthusiastische Romantiker, der es wie kein anderer verstand, «irgendeinen Stoff mit Leichtigkeit so zu wenden und zu behandeln, dass er für die Menge ergötzlich und unterhaltend, für viele interessant, für manche sogar bedeutend wird», in der kurzen Zeit alles schuf. «Der Mann im Mond» z.B., unter dem Pseudonym des Modeautors Carl Heun veröffentlicht, der ihm prompt zu einem Prozess und zur Berühmtheit verhalf. Oder «Lichtenstein», der derart einschlug, dass man noch 1840 eine «mittelalterliche» Burg für ihn baute. Und dann sind da vor allem die Märchen, die er in drei «Almanachen für Söhne und Töchter gebildeter Stände» edierte und die es an Fantasie, Originalität und Langlebigkeit ohne weiteres mit den Grimmschen aufnehmen können. So dass es nicht traurig stimmen muss, wenn Hauff heute weitgehend vergessen ist. Der kleine Muck, Zwerg Nase, Kalif Storch und viele andere Figuren sind längst, wie Rotkäppchen oder Hänsel und Gretel von ihrem Schöpfer losgelöst, zum Besitz von Millionen geworden.