Vom wahren Reichtum: Jean Giono (30. März 1893 - 9. Oktober 1970)

Nur zweimal hat er das provenzalische Manosque verlassen, wo er am 30.März 1895 als Louis Poirier geboren wurde und am 9.Oktober 1970 starb: 1914-16, als er in Verdun erlebte, wogegen 1932 seine bäuerliche Klage gegen den Krieg, «Le grand Troupeau», zeugen sollte. Und 1929, als er in der Grossstadt Paris die hymnische Verehrung für das Landleben bestätigt sah, das schon die ersten Gedichte, die er als Bankangestellter in Manosque schrieb, verherrlichten. 1927 wies Grasset «La Naissance de l'Odyssée», die begeisterte Neudichtung des antiken Mythos, ab, 1929 machte er mit der Publikation von «Colline», des ersten Bands der Trilogie «Pan», den Namen Jean Giono für Jahrzehnte zum Synonym für ein modernes «Retour à la nature». 1935, als «Que ma joie demeure» herauskam, taten sich Begeisterte, die wie die Figuren des Romans in Einfachheit auf dem Plateau Grémone leben wollten, im Zeichen eines «Gionisme» zusammen, dem der Dichter selber distanziert gegenüberstand. Als er, obwohl erklärter Pazifist, 1939 der Einberufung Folge leistete, wurde er zwei Monate als Kommunist eingekerkert. 1944 aber verhaftete man ihn als Kollaborateur, weil er in Drieu Larochelles «Nouvelle revue française» publiziert hatte und im Naziorgan «Signal» eine Lobeshymne auf den scheinbar der Blut und Boden-Ideolgogie so Nahestehenden erschienen war. Ohne Prozess wieder freigelassen, überaschte Giono die Welt mit dem acht weitere Romane umfassenden Spätwerk, darunter «Le hussard sur le toit» von 1951 über die Choleraepidemie von 1838 und die wunderbare Rolle, die sein piemontesischer Grossvater bei der Bekämpfung gespielt hatte. Gionos ergreifendstes Werk aber ist die Erzählung «L'Homme qui plantait des arbres» (1953): Mit der Geschichte von Elzéard Bouffier, der ganz allein unzählige Hektaren Wald pflanzt, will er zeigen, dass der Einzelne nicht machtlos ist gegen die immer weiter um sich greifende Zerstörung der Natur, die den «wahren Reichtum»des Menschen darstellt.