Er hat Hitler eine Absage erteilt: Alexander M.Frey (1881-1957)

«...es geht mir in der Tat dreckig», schrieb Alexander M.Frey am 20. 12.1935 Thomas Mann nach Küsnacht, als der ihm Geld nach Salzburg geschickt hatte. Am 29.März 1881 in München als Abkömmling von Schweizern geboren, hatte der Autor des grandiosen phantastischen Romans «Solneman der Unsichtbare» (1914, Name rückwärts lesen) und des kompromisslosen Antikriegsromans «Die Pflasterkästen» (1929), obwohl weder Jude noch Kommunist, 1933 das Weite suchen müssen. 1915/18 hatte er mit dem Gefreiten Hitler unter Feldwebel Max Amman, Chef des Eher-Verlags (Spitzentitel: «Mein Kampf») und bald Präsident der Reichspressekammer, im 16. Bayrischen Reserve-Infanterie-Regiment gedient und später dennoch abgelehnt, Kolumnist am «Völkischen Beobachter» zu werden... «Hölle und Himmel» hiess der Roman, in dem er 1945 das Salzburg jener Jahre als eine Stadt beschrieb, die vor dem drohenden Angriff Hitlers ins Surreale floh und die Exilierten, die es besser wussten, terrorisierte. Nicht anders als die «klimatisch und geistig verstockte Stadt Basel», wohin er 1938 geflohen war und von wo er trotz Reiseverbot so oft als möglich nach Zürich zur Freundin Gussy Warschauer-Gerson auswich. Da kein Verlag seine Bücher druckte, lebte «amf» als Rezensent, was ihm die Fremdenpolizei, die mit der Armee-Abteilung Presse und Funkspruch um die Zuständigkeit stritt, immer wieder neu verbot, so dass er, selbst noch der Honorare von 5 bis 10 Fr. pro Artikel verlustig, in unvorstellbarer Not lebte. Als er sich 1953 um das Basler Bürgerrecht bewarb, wies man ihn ab. Ein mit ihm verkrachter Zürcher Autor hatte ihn denunziert, weil er in der «Welt» über die Schweizer Übersetzung eines US-Romans geurteilt hatte, «nur der tragisch seinem Dialekt verhaftete Schweizer» könne «solch unmögliches Deutsch» hervorbringen. Frey legte Rekurs ein und war seit 14 Tagen Schweizer, als er am 24.Januar 1957 völlig vergessen in Zürich starb.