«Es gibt Landschaften, die romantischer sind als die des Kantons Graubünden. Es gibt Kontinente, in denen da, wo die Spitze des Schwarzhorns liegt, das Korn noch wächst... aber sie alle haben die Blumen nicht. Keine Hochsteppe Afrikas, der Prärie Asiens, keine Puna Südamerikas besitzt die Wiesen von Davos.» – Nicht in Davos, das er über alles liebte, in Vulpera ist Kasimir Edschmid am 31.August 1966 76jährig gestorben.
«Die Geschichten Kasimir Edschmids sind Musterbeispiele des literarischen Expressionismus, ja die ersten, die es bisher gibt», hatte Gottfried Benn 1915 nach Erscheinen des Novellenbands «Die sechs Mündungen» geschrieben. Vier Publikationen lang – darunter die Erzählungen «Timur» (1916) und der Roman «Die achatnen Kugeln» (1920) – pflegte er den schreiend-ekstatischen, bei ihm stets mit virilem Heroismus und Flucht in die Einsamkeit verbundenen Trend weiter, dann wandte er sich der «Leistung» zu und vom Expressionismus ab, «der heute Pfarrerstöchter und Fabrikantenfrauen zur Erbauung umkitzelt.» Er lieferte Unterhaltsam-Spannendes wie «Die gespenstischen Abenteuer des Hofrat Brüstlein» (1927), die Romanbiographie «Lord Byron» (1929) , die Velofahrergeschichten «Sport um Gagaly» (1928) und Reiseberichte über Afrika, Südamerika und vor allem über Italien, wo er sich nach 1933, als die Nazis seine Bücher verbrannten, fast ganz zurückzog und das er 1948 im grösstenteils im Krieg entstanden 4bändigen Werk «Italien.Seefahrt, Palmen, Unsterblichkeit» frenetisch feierte. Um zu überleben publizierte er im Nachkriegsdeutschland historische Romane über Büchner (dessen Werk er edierte), Simon Bolivar, die Staufer und die Entstehung der Seidenindustrie, vermochte aber nie mehr zu jenem ekstatischen Hochgefühl zurückzufinden, von dem sein Frühwerk zeugt und das er am intensivsten noch im Schweizer Hochgebirge nachzuempfinden vermochte.