Emil Ermatinger
*Schaffhausen 21.5.1873, Zürich 17.9.1953, Germanist. E. war zunächst Gymnasiallehrer in Winterthur, wurde 1909 Prof. für dt. Literatur an der ETHZ und 1912 an der Univ. Zürich. Gemäss seinem theoret. Hauptwerk »Das dichter. Kunstwerk« (1921) verstand E. sich dem literar. Kunstwerk gegenüber als »Hüter des Heiligtums« und lehnte alle nicht ästhetisierenden literar. Richtungen wie den Naturalismus und den Expressionismus ab. Bei seinem starken Einfluss auf die schweiz. Literaturszene der ersten Nachkriegszeit hatte diese Lehre, die durch zahlr. seiner Studenten weiterverbreitet wurde, fatale Folgen für das Schaffen der zeitgenöss. Schweizer Autoren. Seine Schweizer Literaturgeschichte »Dichtung und Geistesleben der dt. Schweiz« (1933) ging geradezu davon aus, dass die bed. Leistungen der zeitgenöss. Schweizer Autoren nicht auf literar., sondern auf wiss.-essayist. Gebiet zu suchen seien, und dass als wesentl. Kriterium zur Beurteilung von Schweizer Literatur ihre Affinität zur helvet. Staatsidee gelten müsse. Das bewahrte E. nicht davor, während des Nat.-Soz. eng mit gleichgeschalteten Kollegen im Reich zusammenzuarbeiten. E. trat in der Nachfolge J. Bächtolds auch als G.-Keller-Biograph (»Gottfried Kellers Leben, Briefe und Tagebücher«, 1915/16) in Erscheinung, hatte dagegen als Keller-Hg. wenig Glück und verleugnete nach massiver Kritik J. Fränkels seine Werkausgabe von 1919 in der Literaturgeschichte von 1933. Unter dem Titel »Richte des Lebens« schilderte E. 1943/45 seinen Lebensweg. Lit.: Festschrift für E.E., 1933. (Schweizer Lexikon CH 91)