«Die Schweiz, Monsieur Tartarin, ist heutzutage nichts anderes mehr als ein riesengrosser Kursaal, der von Juni bis September geöffnet ist, ein Kasino mit Panorama, wohin die Leute aus allen vier Erdteilen kommen, um sich die Langeweile  zu vertreiben.» Die Erfahrungen eines Genfer Aufenthalts von 1884,  als er von Verehren derart belästigt worden war, dass er sich das Essen auf dem Zimmer servieren liess, hatten Alphonse Daudet  dazu gebracht, dass er 1885 in «Tartarin sur les Alpes», einer (schwächeren) Fortsetzung des 1872 erschienenen Erfolgsbuchs «Les aventures prodigieuses de Tartarin de Tarascon», einen gewissen Bompard der Titelfigur «reinen Wein» über die Schweiz einschenken liess.
Am 13.Mai 1840 in Nîmes als Sohn eines glücklosen Industriellen geboren, hatte Daudet nach Jahren als Journalist beim «Figaro» und als Sekretär eines Herzogs zwar auch Pariser Sittenbilder wie «Sapho» (1884,  die Zerrüttung einer männlichen Seele an der Seite einer dominanten Frau) vorgelegt, seine eigentliche Domäne aber blieben die Provence und ihre eigenwillig-kauzigen Orginale. Das gilt für «Tartarin» ebenso wie für die autobiographische Kindheitsgeschichte «Le petit Chose», von 1868 und vor allem für die «Lettres de mon moulin» (1887),  dieses Kompendium köstlicher  Geschichten von der «Chèvre de Monsieur Seguin» über «La mule du Pape» bis zum «Curé de  Cucugnan»,  der seine Schäfchen mit einer Höllenvision domestiziert.
Bis er am 16.Dezember 1897 in Paris 57jährig starb, litt Daudet fast 17 Jahre lang an den Spätfolgen einer Syphilis, die am Ende in eine «Tabes dorsalis», eine Entmarkung der Rückenmarkhinterstränge, übergegangen war. Unter dem Titel «La Doulou» /«Im Land der Schmerzen» hat er die erlittenen Qualen ebenso wie die Veränderungen, die mit ihm vorgingen, in einem erst 1930 publizierten Buch  auf erschütternde Weise, aber ohne jede Larmoyanz und Sentimentalität beschrieben.