«Carossa war so richtig der feige Intellektuelle ohne Zivilcou-rage, der den Kopf in den Sand steckte und tat, als gehe ihn all das, was um ihn herum geschah, auch nicht das geringste an.» Es ist Oktober 1944, und  die Basler «Arbeiter-Zeitung» polemi-siert gegen die Einreise des Präsidenten des nazihörigen Euro-päischen Schriftstellerverbands, den Max Wehrli, Dino Larese u.a. eingeladen haben. Weil Zürich das Veto einlegt, kommt die Tournee erst 1947 zustande: auch da wieder heftig kritisiert von Rudolf Jakob Humm, Alexander M. Frey u.a.
Geboren am 15.Dezember 1878, tritt der von Italienern ab-stammende  bayrische Arztsohn Hans Carossa ab 1900 in München im Kreis von Mombert, George und Rilke mit my-stisch-naturhafter Lyrik auf und debütiert 1913  unter Spie-gelung des eigenen Berufs mit «Doktor Bürgers Ende» – dem Tagebuch eines Arztes, der sich tötet, als er eine Patientin und Geliebte nicht retten kann – als Erzähler.  Freiwilliger  Truppen-arzt im Weltkrieg,  dokumentiert er 1924 den Versuch, «das Licht aus dem Rachen der Schlange zu rauben» bzw. den Krieg, ohne ihn in Frage zu stellen,  in humanistischer Verbrä-mung als rätselhaftes Verhängnis zu deuten,  im «Rumänischen Tagebuch». Weil er, so Hermann Pongs zwei Jahre nach seinem Tod am 12.September 1956, ganz vom «deutschen Grundwesen her unmittelbar zum Gemüt sprach», gehörten Carossas autobiographische Bücher  bis in die Adenauerzeit  hinein zu den Favoriten der Deutschen: «Eine Kindheit» (1922: die frühen Jahre in Niederbayern), «Führung und Geleit» (1933: die Begegnung mit Rilke und Mombert), «Das Jahr der schönen Täuschungen» (1941: die Studentenzeit), «Ungleiche Welten» (1951: die Zeit des Nationalsozialismus).
Was Carossas Werk im Grunde bezeugt, ist die Unmöglichkeit, dem  Terror mit der Flucht ins Private oder Ästhetische zu trotzen. «Seht, ich darf ja keinem fluchen, / auch dem Weltzerstörer nicht./Urnachtwege muss ich suchen/ und ein einsam Selbstgericht.»