Die DDR wurde sein Schicksal: Erich Arendt (15. April 1903 - 25. September 1984)

Wie keinem andern ist es ihm gelungen, kämpferisches Engagement, sinnliches Flair und historisches Bewusstsein völlig unprätentiös in freie Verse zu giessen. Und doch verfiel er genau dann der Resignation, als scheinbar alles erreicht war, wofür er ein halbes Leben lang gekämpft hatteā€¦ Am 15.April 1903 in Neuruppin geboren, publizierte Erich Arendt erste Gedichte im expressionistischen «Sturm» und trat 1928 dem «Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller» bei. Als er Agitprop liefern sollte, verstummte er aber und fand erst ab 1933, in der Emigration, zur Lyrik zurück. In Italien übte er klassische Formen ein, im Spanischen Bürgerkrieg, in den Slums von Kolumbien verschärfte sich sein kämpferischer Blick. Und doch: als er 1950 nach Ostdeutschland heimkehrte, verfiel er angesichts der unguten Erfahrungen beim Aufbau der DDR mehr und mehr in Melancholie und rettete sich in Übersetzungen: Alberti, Guillén, Neruda u.a. fanden durch ihn ihr deutsches Publikum. Was er bis zu seinem Tod im Jahre 1984 an Eigenem noch publizierte, versteckt die Wut und die Trauer in Bildern aus der Antike oder aus Griechenland, das er 1960 als Textlieferant für einen Bildband besuchen durfte. Bände wie «Flug-Oden», «Ägäis» oder «Feuerhalm» gehören aber gleichwohl zum Bedeutendsten, was deutsche Lyrik im 20.Jahrhundert hervorgebracht hat. Nach Paul Celan ist z.B. das jüdische Leid kaum irgendwo ergreifender in Verse gesetzt als in Arendts «Prager Judenfriedhof», der mit den Zeilen endet: «tief / aus dem Boden, Stein längst /wachsen die Stirnen / der Toten: Gesetzestafeln / ungebrochen, Stirn an Stirn, / geschleudert, gebogen / vom Zeitgott, von / seinem Wind. Zu lesen darauf /die harte / Lineatur, herzgrau das Alte: /des Leids unlöschbares / Testament, das gilt noch,/ nach ihm wird / gezählt, auch das Grau / deiner Schläfe, / letztes Sediment des Worts. // Augen ihr Münder / Augen ! Mirjam / Jehudi, der Sand /eurer Füsse! Verjagte, / Verbrannt!»