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Heinrich Federer

Wiederbegegnung mit einem grossen Schweizer Autor

Heinrich Federer:
«Lieber leben als schreiben». Ein Lesebuch.
Ausgewählt und mit einem Nachwort von Charles Linsmayer.
Ein Buch er Reihe «Kultur in der Zentralschweiz/Literatur des 20.Jahrhunderts» des Verlags Pro Libro, Luzern
304 Seiten, Fr. 36,-

Heinrich Federer wurde 1866 in Brienz geboren und starb 1928 in Zürich. Seit seinem sensationellen Debüt mit drei Büchern im Zeitraum 1911/12 war der katholische Schweizer Kleriker einer der meistgelesenen Autoren Deutschlands, widerstand aber nach dem spektakulären Durchbruch bald einmal der Versuchung, die Klientel mit Bergromanen zufriedenzustellen. Neben den humoristischen Dorf- und Pfarrerromanen «Papst und Kaiser im Dorf» und «Jungfer Therese» und den beiden Büchern, die seine eigene Kindheit und Jugend in Obwalden spiegeln, «Das Mätteliseppi» und «Am Fenster» , war Federers eigentliche Domäne die kürzere Erzählung oder Novelle, die historische Stoffe oder Geschichten und Beobachtungen aus Italien auf ebenso engagierte wie unterhaltsame und bildkräftige Weise auf den Punkt brachte. Federers Sympathie galt dabei, angestossen durch eigene schmerzliche Erfahrungen, den Erniedrigten und Beleidigten, den Aussenseitern und Querulanten. Eine Sympathie, die ihn eher einem Sozialisten wie Gorki denn seinem Vorbild Tolstoj annäherte und die dann doch wieder in jenem katholischen Umfeld, dem er so naturbedingt wie tragisch-schicksalhaft zugehörte, die geglücktesten Verkörperungen fand.

Nachdem 2002 ein Buch Heinrich Federer eines Vorfalls von 1902 wegen auf den Fall eines pädophilen Priesters reduzierte und ihn damit gerade auch für seine katholischen Leser zur Unperson machte, will «Lieber leben als schreiben» Federer mit Texten, die direkt oder indirekt sein schweres Leben spiegeln, als grossen, lesenswerten Erzähler wiedergewinnen. Das geschieht nicht nur durch die ausgewählten Texte, sondern durch das Nachwort von Charles Linsmayer, das Federers Leben und Werk umsichtig und ohne Scheuklappen darstellt.