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«Ich schrieb und schrieb wie ein Tiger aus dem Busch!»


Die Schweizer Autorin Cécile Ines Loos und ihr Romandebüt «Matka Boska» von 1929. Eine Performance mit Texten und Bildern anlässlich der Neuausgabe des Romans in der Edition «Reprinted by Huber». Präsentiert von Charles Linsmayer und Vanessa Brandestini


Datum: Zeit: Ort:
18. Oktober 2015 17:00 Uhr Theater an der Effingerstrasse, 3011 Bern
26. November 2015 19:00 Uhr Literaturhaus Basel, Barfüssergasse 3, 4051 Basel
15. Januar 2016 19:30 Uhr Dichter- und Stadtmuseum, 4410 Liestal
21. Januar 2016 19:30 Uhr Kantonsbibliothek Thurgau, Promenadenstr. 12, 8510 Frauenfeld
04. Februar 2016 19:30 Uhr Literaturhaus Zürich, Limmatquai 62, 8001 Zürich

So beginnt dieses Buch:

«Ein langgezogener Ton kommt über den Wald. Immer ganz gleich bleibt der Ton. Blass, eisig, schneidend. Von einem Weltende scheint er zu kommen, zum anderen Weltende scheint er zu gehen. Und der Ton streckt eine lange, lange Hand aus, und an der langen Hand einen langen, langen Finger. Und der Ton drückt aufs Herz, ja, er sticht zuletzt das Herz durch, so lang ist er, so blass, so schneidend. Der Ton ruft zwar zum Essen, aber es kommt nicht darauf an, wozu er ruft: es kommt nur darauf an, wie er spricht. Ein Ungeheuer ist es, das diesen Ton ausspeit. Und das Ungeheuer schreit mit seiner kalten, nassen, eindringlichen Stimme, die zugleich Fluch ist und Hohn und Qual: «Du bist kein freier Mensch, sondern du musst tun, was ich dir befehle. Ich rufe dich am Morgen aus dem Bett, nicht weil es mir Freude macht, dich zu sehen, sondern weil ich dich für meine Dienste brauche. Ich rufe dich zum Essen, nicht weil ich dich ernähren will, sondern damit du Kraft behältst, für mich zu arbeiten. Ich strecke dich am Abend auf dein Lager, nicht weil ich dir Schlaf gönne, sondern damit du Stärke sammelst, mir weiter zu dienen. Ich bin der Ton der Selbstsucht. Ich bin der Ton, der die Welt regiert.»

Die Sensation des Jahres 1929 war «Matka Boska», der in Polen angesiedelte Erstling der Baslerin Cécile Ines Loos. «Endlich wieder ein grosser Wurf», frohlockte der «Bund». «Wie ein Tiger aus dem Busch» habe sie sich aus ihren Erlebnissen herausgearbeitet, gab die Autorin selbst zu Protokoll. 86 Jahre nach der bisher einzigen Ausgabe legt Charles Linsmayer das spektakuläre Debüt einer grossen Autorin in einer kommentierten Neuausgabe wieder vor.


Die Schriftstellerin Cécile Ines Loos

kam 1883 in Basel zur Welt, wo sie 1959 auch starb. Nach einer Waisenhauskindheit und einer unglücklich-abenteuerlichen Lebensphase lebte die vielseitig begabte Autorin unter prekären sozialen Bedingungen in ihrer Heimatstadt und fand nach dem sensationellen Debüt mit «Matka Boska» für ihr weiteres Werk trotz der Anerkennung etwa durch Max Frisch (siehe unten) nur noch wenig Echo. Charles Linsmayer hat bereits auch ihre Romane «Hinter dem Mond» (1942) und «Der Tod und das Püppchen» (1939) neu herausgebracht.


Max Frisch über die Autorin:

«Was Cécile Ines Loos schreibt, die Folge ihrer Sätze, ist Spiegel einer überzeugenden Unwillkürlichkeit; sie braucht ihren Verstand, der beträchtlich ist, nicht zu unterdrücken, um poetisch zu wirken. Sie träumt noch bei lichterlohem Verstand.»


Die Neuausgabe:

Cover «Matka Boska». Roman.
Neu herausgegeben und mit einem biographischen Nachwort versehen von Charles Linsmayer.
Reprinted by Huber Nr. 32, 352 Seiten, zahlreiche Fotos
gebunden mit Schutzumschlag, 13x21cm, Fr. 42.–, € 45.–
ISBN 978-3-7193-1594-8



Die Mitwirkenden:

Vanessa Brandestini absolvierte die Schauspielschule Bern und war Schauspielerin und Regisseurin, ehe sie an der Universität Zürich Psychologie studierte und sich anschliessend zur Psychotherapeutin ausbilden liess. Sie arbeitet heute in einer Klinik, ist dem Theater aber zum Glück nicht ganz abhanden gekommen.

Charles Linsmayer ist Literatur- und Theaterkritiker und war lange Jahre Literaturredaktor beim «Bund». Seit 1979 hat er in 117 Fällen Bücher von Schweizer Autorinnen und Autoren kommentiert neu herausgegeben. 2015 erscheinen beim Verlag elfundzehn, Eglisau, seine «Gesichter der Schweizer Literatur».

Pressestimmen:

NZZ am Sonntag vom 17. Januar 2016