Liebe als einziger Sinn: Thornton Wilder (17. März 1897 - 7. Dezember 1975)

Als Ernst Heimeran 1944 in Zürich den Jungverleger Peter Schifferli besuchte, war der eben dabei, sein erstes Buch zu versenden: Thornton Wilders «The Bridge of San Luis Rey» von 1927. Dass der 23-jährige seine Tätigkeit damit begann, war ebenso ein Bekenntnis wie der Name der Firma. In die «Arche» sollte gerettet werden, was den Krieg überdauert hatte. Wegzehrung für den Neuanfang sollten die christlichen Konzepte von Bernanos, Bergengruen, Gertrude Stein, Silja Walter u.a. sein. Und eben Wilders «Brücke von San Luis Rey», die genuin verkörperte, was Schifferli dem Christlichen an Kraft und Hoffnung zutraute. Denn dieser Bruder Juniper, der den 1714 erfolgten Einsturz der Anden-Brücke als «vorgeplantes Geschehen im Laboratorium Gottes» deutet, wird zwar als Ketzer verbrannt. Aber es überdauert ihn die Erkenntnis, dass weder die Marquesa Montemayor, noch Esteban, noch Pio beim Einsturz der Brücke eines sinnlosen Zufalls wegen starben, sondern dass der Tod für jeden von ihnen schicksalhaft in genau dem Moment eintreten musste. Genau so, wie auch die Toten des Weltkriegs nach christlicher Auffassung von Gott nicht aufgegeben wurden. Und wie die Figuren von Wilders Buch aufgehoben sind in einer Liebe, die als einziges den Tod überdauert. «Nicht einmal der Erinnerung bedarf die Liebe», endet der bald hundertjährige, nach wie vor aktuelle Roman. «Da ist ein Land der Lebenden und ein Land der Toten, und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe - das einzige Bleibende, der einzige Sinn.»