Mitten aus der DDR heraus ist er entstanden, der Jugendbuch-zyklus «Die Söhne der grossen Bärin», der Karl May als verlo-genen Romantiker entlarvt und die Geschichte der Sioux-Indi-aner am Beispiel von Harka, dem Sohn des Dakota-Häuptlings Mattotaupa, auf wissenschaftlich fundierte und doch spannende Weise erzählt. Harka erlebt früh die Konflikte mit andern Stäm-men, die Bedrohung durch die Eisenbahn und weisse Schnaps-händler. Als der Vater zu Unrecht als Verräter verurteilt wird, geht er mit in die Verbannung, kämpft gegen viele Feinde und landet zuletzt beim Zirkus. Schliesslich nehmen die Schwarz-füsse ihn auf, zwingen ihn aber, gegen die Dakota zu kämpfen. Erst im Band 4 kehrt Harka, der nun Tokei-ihto heisst, zu den Dakota zurück. Als Häuptling führt er sie in ein Reservat nach Kanada, wo sie nach den eigenen Sitten leben dürfen.            Die am 15. September 1901 in München geborene Liselotte Welskopf-Henrich hatte die Urzelle des Zyklus schon 1918, als Berliner Gymnasiastin, geschrieben, fand aber weder dafür noch für eine 1924 beendete zweite Fassung einen Verlag. 1925 promovierte sie als Historikerin und arbeitete dann bis 1945 beim statistischen Reichsamt Berlin. 1939–1945 entstand in aller Stille die dritte Fassung ihres Buches, das dann 1951 als erster Band der sechsteiligen Serie veröffentlicht werden sollte. Dem Widerstand zugehörig, versteckte sie ab 1944 in ihrer Wohnung den Kommunisten Rudolf Welskopf, den sie 1946, als sie Mitarbeiterin der Baustoff-Beschaffungs-GmbH war, heiratete. 1952 berief man die linientreue Kommunistin an die Humboldt-Universität, wo sie 1960 als erste Frau Ordinaria für Geschichte wurde. Von 1963 bis zu ihrem Tod am 16. Juni 1979 in Garmisch-Partenkirchen unternahm sie immer wieder Reisen zu «ihren» Indianern, die sie schliesslich mit dem Na-men Lakota-Tashina, «Schutzdecke der Lakota», ehrten, wäh-rend sie selbst einen von ihnen, den Geschichtenerzähler John Okute, damit verewigte, dass sie Harka im letzten Band des Zyklus den Häuptlingsnamen Okute annehmen lässt.