Sie gab den DDR-Frauen eine Stimme: Maxie Wander (3. Januar 1933 - 20. November 1977)

Sollten vom geplatzten Experiment DDR ein paar Bücher bleiben, zählt «Guten Morgen, du Schöne» unbedingt dazu. 17 Frauen jeden Alters kommen da zu Wort. «Ick fang immer gleich zu heulen an, wenn er mir 'ne Szene macht», erzählt Ute, 24. «Er dürfte kein Muffel sein, der nur zu Hause hockt. Er müsste ein Mensch sein, der mich mitreisst», sagt Angela, 21, vom Mann ihrer Träume, die gleichaltrige Barbara aber weiss: «Ein Leben zu zweit kann ich mir überhaupt nicht vorstellen!» Nicht die Sozialismuskritik, nicht das Emanzipationsbestreben als solches hat die Zeit überdauert. Nach wie vor aktuell ist das Buch, weil da Frauen von einer längst erreichten Gleichstellung her nach unerprobten Lebensformen suchen und weil sie nicht die Zementierung neuer Rollen, sondern die menschliche Emanzipation überhaupt erstreben. «Guten Morgen, du schöne» gibt nicht eins zu eins wieder, was die 17 Frauen sagten, sondern ist, wie Christa Wolf verraten hat, von der Interviewerin brillant bearbeitet, ja komponiert worden. Maxie Wander hiess sie, und ihr Buch, das die Sensation des Literaturherbsts 1977 war, blieb zugleich ihr Vermächtnis, starb sie doch kurz nach seinem Erscheinen, am 11.November 1977 mit gerade mal 44 Jahren an Krebs. Fred Wander, ihr Mann, hat unter Titeln wie «Leben wär'ne prima Alternative» bzw. «Ein Leben ist nicht genug» weitere Texte von Maxie Wander ediert und so Licht in das Leben dieser Autorin gebracht, die 1958 aus Wien in die DDR zog, um da den Frauen eine Stimme zu geben, die auch Jahrzehnte nach der Wende noch immer lebendig ist.