«Es gebe nur drei heilige Dinge im Leben: die Kindheit, die Liebe, die Krankheit, und es lasse sich alles täuschen in der Welt,  mit Ausnahme eines Kindes, des Wesens, das uns liebe, und eines Kranken. Fälle, in denen die Person schutzlos sei.»  Miguel Torga hat das, wie er am 27.10.1974 im Tagebuch notiert, einem Besu-cher erklärt, der ihm in seiner Praxis in Coimbra gegenübersass. Nicht nur das seit 1937 geführte «Diário», auch der autobiogra-phische Roman «A Criacão do Mundo»/«Die Erschaffung der Welt» spiegelt das Leben des am 12.August 1907 geborenen und am 17. Januar 1995 verstorbenen Adolfo Correira Rocha, der Priester werden sollte, nach einem Brasilienaufenthalt aber Medi-zin studierte und ab 1934 unter dem auf Miguel de Unamuno ver-weisenden Pseudonym Miguel Torga Gedichte, Romane und Er-zählungen publizierte, die praktisch alle im Selbstverlag herauska-men und ihm 1989 dennoch den Prémio Camões einbrachten. Sohn eines Arbeiters, schrieb Torga (in «Montanha» /«Gebirge» von 1941 oder in «Vindima»/«Weinlese» von 1945) vehement gegen das soziale Unrecht an und war einer der unerbittlichsten Gegner der Salazar-Diktatur,  verstand sich aber dennoch mehr als Magier und Seher denn als Intellektueller und sang unentwegt das Lob der iberischen «terra-mater». Der Mythos war ihm we-sentlich, und die Beseeltheit der Natur  feierte er nicht nur in seiner Lyrik, sondern auch in seiner vielgelesenen Erzählsamm-lung «Bichos»/«Tiere» von 1940. – Den Durchbruch erlebte Tor-ga, der mehrfach inhaftiert  war, erst nach der Nelken-Revolution von 1975. Bis dahin aber hatte sein «Diário» den Zweck gehabt: «Schritt für Schritt die geistige Kreuzigung eines aufsässigen Mannes zu bezeugen, der sich weder im privaten noch im öffent-lichen Verhalten einer Epoche ergab, die unfähig war, die harm-loseste eigenständige Meinung zu verstehen oder zu tolerieren.»