Von Friedrich Torberg gibt es zwei Bücher, ein trauriges und ein lustiges, die unbedingt lesenswert sind. Das eine heisst «Der Schüler Gerber», erschien 1930 als sein Erstling und protokolliert, eigene Erfahrungen kolportierend, die Schulkarriere des besagten Jünglings, der irgendwo in Österreich am autoritären Schulsystem und insbesondere an den zynischen Machenschaften seines Mathematiklehrers, «Gott Kupfer», zerbricht und sich aus dem Fenster stürzt. Das andere heisst «Tante Jolesch oder Der Unter-gang des Abendlands in Anekdoten», erschien 1975 und lässt auf humorvoll-melancholische Weise die Prager und Wiener Literaten-szene der Jahre 1925 bis 1938 wiederauferstehen, zu der Torberg früh schon gehört hat.
Am 16.September 1908 in Prag geboren, hatte er, um das Jüdische, das ihm zeitlebens nicht nur ein Thema, sondern auch ein Problem war, zu kaschieren, die zweite Silbe des väterlichen Namens Kantor mit Berg, dem Namen der Mutter, zum Pseudonym verknüpft, als er 1921 erste Gedichte publizierte. Selbst aktiver Wasserballer, feierte er diesen Sport 1935 im Roman «Die Mannschaft», musste aber im gleichen Jahr den Job als Sportreporter des «Prager Tagblatts»  aufgeben, weil er den Bericht über einen Weltrekord des Schwimmers Peter Fick mit «Neuer Fick-Rekord» betitelt hatte. 1938, nach dem Anschluss Österreichs ans Nazireich, floh er nach Zürich, wurde da aber 1939 zur persona non grata und gelangte auf abenteuerliche Weise in die USA, wo er u.a.1943 mit der Novelle «Mein ist die Rache» einen der eindrücklichsten Texte des anti-faschistischen Exils vorlegte. Nach Österreich zurückgekehrt, spiel-te er ab 1951 eine wichtige Rolle als Theaterkritiker, Herausgeber und Kolumnist und legte sich mit spitzer Feder mit allem an, was er als «links» empfand. So erreichte es der joviale Intellektuelle, der als «Jud vom Dienst» in keiner Gesprächsrunde fehlte und bei seinem Tod am 10.November 1979 vom ganzen Land betrauert wurde,  unter anderem, dass Brecht bis 1962 in Österreich nicht gespielt werden durfte.