Er zeichnete sich früh durch Begeisterungsfähigkeit und Liebe zu klangvollen sprachlichen Formulierungen aus, der am 6.Au-gust 1809 in Somersby geborene Pfarrersohn Alfred Tennyson. Schon als Schüler veröffentlichte er mit zwei seiner Brüder einen Lyrikband, und als Student in Cambridge errang er die «Chancellor’s Medal for English Verse». In der Liebe aber brachte ihm die Dichtung vorerst kein Glück. Obwohl von ihm schwärmerisch verehrt, löste Emily Sellwood 1840 auf Wunsch ihrer Eltern die Verlobung mit ihm auf, weil er sich als Dichter nicht hatte etablieren können. Erst 10 Jahre später durfte er seine Emily heimführen, als sein «In Memoriam» auf den 1833 verstorbenen Freund Arthur Hallam erschienen und er darum von Königin Viktoria zum Hofdichter ernannt worden war. Mit Hallam war er – bemerkenswert für den überzeugten Monarchi-sten – 1830 nach Spanien gereist, um den gegen Ferdinand VII. kämpfenden Rebellen Geld zu überbringen…
Von 1850 bis zu seinem Tod am 6.Oktober 1892 war Tenny-son, seit 1883 Baron und Mitglied des Oberhauses, der be-kannteste Dichter des Zeitalters, das man später das viktoria-nische taufte. Auf eher skeptische, nostalgische Weise setzte er die Tradition der Romantiker Coleridge, Shelley und Byron fort, stand für christliche und patriotische Werte ein, hinterfragte aber auch den blinden Fortschrittsglauben der Zeitgenossen. An grösseren Werken bewahrten neben einer Reihe einzelner vollendeteter Gedichte das bereits erwähnte «In Memoriam A.H.H.», der Artus-Zyklus «The Idylls of the King» (1859), die rührselige Liebesdichtung «Ennoch Arden» (1864), das Mono-drama «Maud» (1855) und die Ballade «The Charge of the Light Brigade» von 1854 Tennysons Namen vor der Vergessen-heit. «Der Angriff der leichten Brigade» spielt während des Krimkriegs und schildert den Heldentod einer britischen Ka-vallerie-Einheit, die auf einen falschen Befehl hin ohne Wider-spruch in den Kampf reitet. Denn:  «Their’s not to make reply / Their’s not to reason why, / Their’s but to do and die!»