«Es ist möglich, dass ich ohne seine Hilfe nie etwas hätte drucken können», erinnerte sich Ramuz noch 1943 dankbar jenes Mannes, der  zwischen 1880 und 1910 der mit Abstand angesehenste Vertreter der Welschschweizer Literatur auf dem Pariser literarischen Parkett war und den man mit Blick auf den Nobelpreisträger Anatole France scherzhaft als «Anatole suisse» bezeichnete.
Edouard Rod  wurde am 31.März 1857 in Nyon geboren und studierte nach einer tristen Kindheit und dem frühen Verlust der Mutter in Lausanne und dann in Bonn und Berlin Literatur und begeisterte sich für die Musik Richard Wagners. Dennoch aber empfand er bald schon den Naturalismus als zeitgmässe Form der Literatur und reiste 1878 nach Paris, um Zola  kennenzulernen. Bis 1884 schrieb er die naturalistischen Romane «Palmyre Veulard», «Côte à côte» und «La Femme d’Henri Vanneau», machte sich aber auch als Mitarbeiter der grossen Revuen seiner Zeit und als Verfasser von Büchern über Dante, Stendhal, Goethe und Lamartine einen Namen. Ganz im Zeichen von Schopenhausers Pessimismus stand der autobiographische Roman «La Course à la mort» von 1885, während  «Le Sens de la vie» (1889) und «Les trois coeurs» (1890) eher dem Symbolismus zuneigten. Von 1895  bis zu seinem plötzlichen Tod am 19. Januar 1910 entstanden zwölf weitere Romane, die ein buntes Figurenspektrum entwickelten und wechselweise in der Schweiz und in Paris spielten. Lebendiger geblieben sind aber die kürzeren Erzählungen, mit denen er die zwei Schauplätze feinsinnig charakterisierte: «Scènes de la vie cosmopolite» (1890) und «Scènes de la vie suisse» (1896). Rod selbst zweifelte allerdings am Wert seines Schreibens und sah sich am Ende selbst als eine Übergangsgestalt zwischen dem Naturalismus und Autoren wie Gide oder Ramuz, denen er in seinen geistvollen Essays und Besprechungen einfühlsam und uneigennützig den Weg ebnete.