Roda Roda: Die Liebe machte ihn zum Rebellen: Alexander Roda Roda (1872-1945)

«Rebellenkatzentier liebt Artilleriehund» hiess das Spiel, das die Schauspielerin Adele Sandrock, 37, mit Leutnant Alexander Roda Roda, 29 spielte. In unzähligen feurigen Liebesbriefen und wenigen Repliken, bis sie die Liaison 1901 der Verwandtschaft wegen kippte. Der k.u.k Leutnant aber war vom rebellischen Geist so sehr angesteckt, dass er 1907 wegen Verstoss' gegen die Offiziersehre aus der Armee entlassen wurde. 1902 hatte er die Lovestory mit der Sandrock im Stück «Dana Petrowitsch» dargestellt, und nach der Entlassung wurde er, mit der aus dem roten Rockfutter des Offiziersrocks gefertigten Weste als Markenzeichen, zu einem wortgewaltigen Kabarettisten und Satiriker. Beissender als im 1909 gemeinsam mit Carl Rössler verfassten Stück «Der Feldherrenhügel» ist z.B. der Militarismus - der korrupt-kommode Österreichs wie der forsche Preussens - nie wieder ad absurdum geführt worden. Roda Roda war übrigens kein Künstlername, sondern die zunächst mit seiner Schwester zusammen verwendete Verdoppelung des Namens, den sich sein jüdischer Vater aus Angst vor dem Antisemitismus gegeben hatte. Roda Roda gehörte zu den Prominenzen des literarischen Berlin, als er 1933 vor den Nazis nach Graz und 1938 nach Zürich fliehen musste, wo der Schriftstellerverein ihm am 23.November 1938 zwar «wirklichen Humor» und «beachtliches literarisches Niveau» attestierte, aber befand, «dass das von ihm bearbeitete Stoffgebiet mit der Schweiz sehr wenig zu tun» habe. «Sein Schaffen bedeutet daher kaum eine Bereicherung unseres geistigen Lebens.» So dass die Fremdenpolizei den renitenten Pazifisten immer drängender zur Ausreise aufforderte, bis er die Schweiz Ende 1940 verliess und auf gefahrvolle Weise nach New York übersiedelte. Dort starb er, längst vergessen, am 20. August 1945 an Leukämie. «Einst hatte», lautet einer seiner träfsten Aphorismen, «ein Journal so viel Geist wie die Leute, die es schrieben. Heute hat es so viel Geist wie jene, die es lesen.»