Aufbruch in eine freiere Zukunft: Saint-John Perse (1887-1975)

Er fühlte sich immer im Exil, dieser hymnisch-rhapsodische Sänger des Lichts, des Windes, der Bäume, der bunten Früchte und der Fische des Meeres. Die «Éloges», mit denen Aléxis Saint-Léger 1911 in der Nouvelle Revue Française debütierte, feiern nostalgisch die Kindheit auf Guadeloupe, das der 1887 geborene Sohn französischer Kolonialisten 1899 für immer hatte verlassen müssen. «Anabase», die lyrische Evokation des Fremdseins auf Erden, ist in einem buddhistischen Tempel in Peking enstanden, wo der Jurist und Diplomat 1916-21 französischer Botschaftssekretär war. Das Buch erschien 1924 als erstes unter dem Pseudonym Saint-John Perse und war für 20 Jahre, in denen er zunächst die rechte Hand von Aristide Briand und zuletzt Generalsekretär des französischen Aussenministeriums war, seine letzte Publikation. Erst 1944, als der vom Vichy-Regime Verfemte als Mitarbeiter der Kongress-Bibliothek in Washington Zuflucht gefunden hatte, erschien, Abschied von Frankreich und Begrüssung des neuen Kontinents in einem, der Band «Exil», der anhebt mit : «A nulles rives dédiée, à nulles pages confiée la pure amorce de ce chant...». 1946 folgte das auf Hundred Acre Island entstandene Versoratorium «Vents», das mit seinem «s'en aller! s'en aller!» zum Aufbruch in eine freiere Zukunft aufruft. Die Dichtung «Amers» von 1957 evoziert wie «Oiseaux» von 1963 und «Sécheresse» von 1974 nochmals die bunte Fülle der Welt und die Vision, «dass im Angesicht des Meeres eine Verheissung neuer Werke uns werde: lebhafter Werke, grosser aufständiger Werke, offen allem Plündern des Menschen, und die uns Lust machen wieder, den Menschen zu leben, nach seinem Masse, im Atem der Fremde.» Als Saint-John Perse am 20.September 1975 88jährig auf der Halbinsel Giens starb, hatten zumindest die Zeitgenossen verstanden, was er sagen wollte. 1960 war er Nobelpreisträger geworden, und 1972 hatte Gallimard, höchste Ehre für einen Lebenden, seine Œuvres complètes in die Bibliothèque de la Pléiade aufgenommen.