«Sie haben ihre Freiheit schlecht genutzt. Sie verlangten nach mehr Freiheit und haben dabei auch die verspielt, die ihnen zur Verfügung stand. Jetzt nimmt der Staat einen Teil dieser Freiheit zurück und degradiert die, die sich als schlechte Erwachsene erwiesen haben, wieder zu Kindern.» Was Esther Egetö am Ende des 670seitigen, nach ihr benannten Romans im Rückblick auf 50 Jahre Ungarn  konstatiert, führt mitten in das Denken von László Németh hinein, der mit dem wuchtigen Roman 1956  55jährig sein literarisches Œuvre krönte. 
Der Einzelne, nicht das Kollektiv, ist entscheidend für den wahren Fortschritt, und Németh wurde denn auch nicht müde, diese These ausgerechnet in einer Epoche, in der der Kollektivismus von rechts und von Links Ungarn wechselweise in der Pranke hatte, mit abschreckenden Exempeln ebenso zu untermauern wie mit beispielhaften Symbolgestalten.  Ersteres schon 1935 im Romanerstling «Gyasz»/«Die Maske der Trauer», wo Zsófi Kurátor von der «Dorfgemeinschaft» so sehr terrorisiert wird, dass sie sich am Ende, wie zur Statue erstarrt, nur noch dem Andenken der Toten widmet. Oder in zwei Dramen , die nicht zufällig in die Geschichte verlegt sind: «Galilei»(1953), wo die Titelgestalt sich im 17.Jahrhundert so klug und beweglich verhält, wie es in den Schauprozessen jener Jahre angebracht war, wenn man nicht zum Märtyrer werden wollte. Und «Szechenyi» (1957), wo der Reformpolitiker dieses Namens 1860 durch eine zynische Machtpolitik zum Selbstmord gezwungen wird. Siegergestalten, die sich, wenn auch unter Qualen, verwirklichen können, sind dagegen Nelli Káráz im Roman «Iszony»/«Abscheu» von 1947, die sich die Freiheit in einer schrecklichen Szene durch die Ermordung ihres Mannes erkauft,  Agnes Kertész in «Irgalom» (1965), die nach vielen Irrwegen ihr Glück an der Seite eines behinderten Arztes findet. Und eben Esther Egetö, in der Németh 1956 auf berührende Weise gezeigt hat, «wie der Mensch sein sollte».