Nachrichten aus der Neuen Welt: Susanna Moodie (1803-1885)

Mit dem Lyrikzyklus «The Journals of Susanna Moodie» setzte Margaret Atwood 1970 einer der ersten Autorinnen Kanadas ein Denkmal. 1832, als die 27jährige Susanna Moodie und ihr Mann auf ihren 400 Morgen kanadischem Brachland standen, konnte die Losung lange «Freedom!» heissen: das tosende Wasser wollte keine Reflexionen sehen, die Felsen nichts von Dichtung wissen: sie war «ein Wort in einer fremden Sprache», «a word in a foreign language.» Am 6.Dezember 1803 als letztes von 8 Kindern eines verarmten Adligen in Suffolk geboren, trug Susanna Strickland schon als 18-jährige wie drei ihrer Schwestern mit Artikelschreiben zum Unterhalt der Familie bei. 1831 heiratete sie Leutnant John D. Moodie, mit dem sie 1832 nach Kanada auswanderte. Zunächst in Port Hope, dann in Petersborough und zuletzt in Belleville am Ontario-See, wo ihr Mann als Belohnung für den Einsatz gegen die Rebellen von 1837 Sheriff wurde, erlebte sie als Bäuerin und Mutter von fünf Kindern hautnah mit, was es hiess, in einem fremden Land unter ärmlichen Bedingungen heimisch zu werden. Nicht Kinderbücher wie «Spartacus» (1822), sentimentale Gedichte wie «Enthusiasm» (1831) oder rührselige Romane wie «Geoffrey Moncton» oder «Mark Hudlestone» (1853/1855), sondern die autobiographischen Berichte «Roughing It in the Bush» (1852), «Life in the Clearings»(1853) und «Flora Lindsay» (1854) sind daher die bewegendsten Zeugnisse dieser Erzählerin, die am 8.April 1885 in Toronto in grösster Armut starb. «Roughing It in the Bush»/ «Mühsal im Busch» basiert zum Teil auf den «Canadian Sketches», die Susanna Moodie seit 1835 für den Montrealer «Literary Garland» schrieb, wurde nach der Publikation durch den Londoner Verlag Bentley aber zum vielgelesenen Handbuch für Emigrationswillige. Nirgends sonst wurde man so anschaulich und unbeschönigt darüber informiert, was einen in der Neuen Welt an Mühsal und Not, aber auch an frischem Enthusiasmus und Solidarität erwartete.