Er schrieb «Alexis Zorbas»: Nikos Kazantzakis (1883-1957)

«Hier habe ich das volle Gefühl der Überlegenheit meines Volkes, und wenn diese ganze 'fränkische' Zivilisation vom Antlitz der Erde verschwunden sein wird, werden wir wiederkommen, wir Menschen aus Anatolien, und werden die Saat des Lebens erneuern.» Was Nikos Kazantzakis da am 15.November 1917 aus Zürich seinem Freund Angelakis nach Athen schrieb, lässt sowohl seine Verehrung für Nietzsche - auf dessen Spuren er die Schweiz bereiste -, als auch seinen Patriotismus erkennen, der ihn später u.a. dazu brachte, in 33 333 Versen Homers «Odyssee» fortzudichten. Den stärksten Ausdruck aber fand die Hellas- und Nietzschebegeisterung im Roman «Alexis Zorbas» (1946), den er 1941-45 unter deutscher Besetzung auf Ägina schrieb: in Erinnerung an das Jahr 1915, als der studierte Jurist mit dem Bauarbeiter George Zorbas zusammen auf dem Peloponnes ein Bergwerk reanimieren wollte. «Gerade wenn wir äusserlich geschlagen werden, empfindet der echte Mann einen Stolz und eine Freude, die sich nicht ausdrücken lassen», lautet die Quintessenz, die der Ich-Erzähler aus der Begegnung mit dem vitalen Naturburschen Zorbas ableitet, den Anthony Quinn 1964 mit seiner ganz unnietzscheschen Verkörperung weltberühmt machen sollte. Kazantzakis, dessen Jesus-Roman «Die letzte Versuchung» der Papst 1955 auf den Index gesetzt hatte, war am 26.Oktober 1957 in Freiburg im Breisgau gestorben. Auf dem Grab des bekennenden Kommunisten auf Kreta steht zu lesen: «Ich hoffe auf nichts, ich fürchte nichts, ich bin frei.»