Karl Hilty

*Werdenberg (SG) 28.2.1833, †Clarens (VD) 12.10.1909, Jurist und Schriftsteller. Nach Studien in Göttingen und Heidelberg war H. 1855-74 Rechtsanwalt in Chur und wurde dann Prof. für Staats- und Völkerrecht in Bern. 1890(-1909) wurde er NR, 1892 Oberauditor der Schweizer Armee. 1899 vertrat er die Schweiz an der 1. Haager Friedenskonferenz und war anschliessend Mgl. des Haager Schiedshofs. H., der seit 1886 Hg. des »Polit. Jahrbuchs der Schweiz. Eidgenossenschaft« war, erhielt von seinen Zeitgenossen den Ehrentitel »Praeceptor Helvetiae«. Er war massgebl. an der Entwicklung der These beteiligt, dass der Schweiz als neutraler Demokratie die Aufgabe zukomme, Vorbild für Europa und die Welt zu sein. Berühmt wurde H. durch sein weitverbreitetes eth. Kompendium »Glück« (3 Bde., 1891-99, neueste Aufl. 1987, mit Nachwort von P. Schneider), eine gegen Darwinismus und Materialismus gerichtete, christl.-laientheol. Anleitung zum Glücklichsein. … Lit.: Stucki, A.: C.H., Leben und Wirken eines grossen Schweizers, Basel 1946; Hilty, H.R.: C.H. und das geistige Erbe der Goethezeit, St.Gallen 1953; Mattmüller, H.: C.H., Diss., Basel 1966.
(Schweizer Lexikon)



Hilty, Carl

* 28. 2. 1833 Werdenberg/Kt. St. Gallen, † 12. 10. 1909 Clarens/Genfer See. - Jurist, Laientheologe, Essayist.

Der Sohn eines Arztes studierte in Göttingen u. Heidelberg Jurisprudenz, ließ sich 1855 als Rechtsanwalt in Chur nieder u. wurde 1874 Professor für Staats- u. Völkerrecht in Bern. Daneben war er Herausgeber des »Politischen Jahrbuchs der Schweiz«, Mitgl. des Nationalrats, Oberauditor der Schweizer Armee u. Vertreter der Schweiz im Haager Schiedsgericht. H., den die Zeitgenossen »Praeceptor Helvetiae« nannten, gilt als der Philosoph des schweizerischen Bundesstaats. Seiner Auffassung nach kommt der Schweiz als neutralem u. demokratischem Staat die Mission zu, Vorbild u. Sinnbild für die Welt zu sein. Weit größere Bedeutung erlangten H.s ethische Schriften, darunter v. a. Glück (3 Bde., Frauenfeld 1891-99. Zuletzt Zürich 1987). Durch schwere innere Krisen geläutert, will H. dem Materialismus u. Darwinismus seiner Zeit eine Anleitung zum christl. Alltagsleben gegenüberstellen u. damit zeigen, wie der einzelne aus lebendigem Glauben heraus sein Glück, d. h. seinen Seelenfrieden, finden kann.

WEITERE WERKE: Für schlaflose Nächte. Frauenfeld 1901. Tl. 2, 1919. - Briefe. Frauenfeld 1903. Tl. 2, 1906.

LITERATUR: Alfred Stucki: C. H. Leben u. Wirken eines großen Schweizers. Basel 1946. - Hans Rudolf Hilty; C. H. u. das geistige Erbe der Goethezeit. St. Gallen 1953. - Hanspeter Mattmüller: C. H. Diss. Basel 1966. - Peter Schneider: C. H. Nachw. zu «Glück». Neuausg. Zürich 1987.
(Bertelsmann Literaturlexikon)