Der Krieg war sein Element: Ernest Hemingway (21. Juli 1899 - 2. Juli 1961)

«Ich glaube, wir sind in der Schweiz, Cat.» - «Wirklich?» - «Wir können's nicht wissen, bevor wir Schweizer Truppen gesehen haben.» - «Oder die Schweizer Marine.» - «Die Schweizer Marine ist zum Lachen für uns. Dies letzte Motorboot, das wir hörten, war vielleicht die Schweizer Marine.» - «Wenn wir in der Schweiz sind, wollen wir wunderbar frühstücken. Es gibt fabelhafte Brötchen und Butter und Marmelade in der Schweiz.» Ein amerikanischer Deserteur und eine englische Krankenschwester führen dieses Gespräch 1917 in einem Ruderboot auf dem Lago Maggiore. Es gelingt ihnen dann tatsächlich, in der Schweiz Gastrecht zu finden, aber der Tod der jungen Frau und ihres Kindes bringt dem Ich-Erzähler schon bald einmal bei, dass die Flucht keine Erlösung bringt, weil nicht nur der Krieg, sondern das Leben insgesamt brutal und sinnlos ist. Anders als Leutnant Frederic Henry, der Protagonist des Romans «A Farewell to Arms», desertierte sein Verfasser, Ernest Hemingway, als er im Ersten Weltkrieg als freiwilliger Sanitäter an der italienisch-österreichischen Front Dienst, nicht in ein neutrales Land. Der vielgerühmte Meister der short story liess auch später von der Türkei bis nach Spanien und von China bis zur Wiedereinnahme von Paris im Jahre 1944 keinen Krieg vorbeigehen, den er nicht wenigstens als Reporter mitgemacht hätte. Kein Wunder denn, dass seine erfolgreichsten Bücher mit Ausnahme des späten ergreifenden Männerromans «The Old Man and the Sea» (1952) fast alles Kriegsbücher sind: «For Whom the Bell Tolls»/«Wem die Stunde schlägt» von 1940, «Accross the River and into te Tress» /«Über den Fluss und in die Wälder» von 1950 und eben «A Farewell to Arms»/«In einem andern Land» von 1929. Selbst seinen eigenen Tod führte Hemingway am 2.Juni 1961 im Alter von 62 Jahren mit der Waffe herbei, und doch muss dieser grossartige Menschengestalter und Berichterstatter letztlich sensibler und trotz seines exzentrischen Liebeslebens einsamer gewesen sein, als sein abenteuerliches Leben es vermuten liesse.