Gefährlich wie Mord: die Liebe: Knut Hamsun (1859-1952)

Ein wirklicher Knecht ist er nicht, dieser Knut, der aus der Stadt flieht, herumwandert und nichts anderes mehr will als: «die Arbeit tun, die sich gerade bot, im Freien schlafen und mir selbst ein klein wenig zum Rätsel sein.» Dazu ist viel zuviel von seinem Autor, Knut Hamsun, in ihm enthalten. Eins aber ist klar: «Liebe ist ebenso heftig und gefährlich wie Mord!» Und obwohl er weiss, «wie sehr sich ein bereits alternder Mann zum Narren macht, wenn er verliebt ist», verfällt er ihr stets von neuem, während er mit einem Kumpel von Hof zu Hof zieht: bei Elisabet, der Pfarrerstochter, bei deren leichtsinniger Mutter, vor allem aber bei Lovise alias Frau Kapitän Falkenberg auf Övrebö, die er nicht mal mit einem 21tägigen Rausch aus dem Kopf kriegt.- 1906 ist er erschienen, der Roman «Unter Herbststernen», 1909 «Gedämpftes Seitenspiel», 1912 «Die letzte Freude», der 3. Teil der Trilogie, die tiefsinnig wie kein zweites Buch das Thema Liebe und Alter besingt - aber auch jenes typisch Norwegische, das sein Land dem tourismusverseuchten Kleinstaat Schweiz voraus hat und das er einst zum nordischen Traum NS-Deutschlands hinzufügen wird. Noch während die Alterstrilogie entstand, hatte der 48jährige 1907 die 26jährige Marie Andersen kennengelernt und sich nach einer Woche mit ihr verlobt. Und die 1911 geschlossene, dramatisch-krisenhafte - und doch bis zum Tod des 93jährigen am 19.Februar 1952 dauernde – Ehe war mit ein Grund für Hamsuns erstaunliche Schaffenskraft, die ab 1912 Werke wie «Die Stadt Segelfoss», den 1920 mit dem Nobelpreis geehrten Roman «Segen der Erde», die drei Landstreicher-Romane, «Nach Jahr und Tag» und «Der Ring schliesst sich» hervorbrachte. Und «Auf überwachsenen Pfaden», das eigentliche Alterswerk des 90jährigen, das den Landesverratsprozess von 1947 beschreibt und die da gesagten Worte zitiert: «Ich habe die Zeit für mich. Ich kann warten, lebend oder tot, das ist gleichgültig.»