«Die Grenze zwischen Zivilisation und Barbarei ist nur sehr schwer zu ziehen. Stecken Sie sich einen Ring in die Nase, und Sie sind eine Wilde, stecken Sie sich zwei Ringe in die Ohren, und sie sind zivilisiert.» Die Relativität dessen, was der Westen den «Unterentwickelten» an Überheblichkeit entgegenbringt, war das Lebensthema der am 26. Juni 1892 in Hillsboro, West-Virginia, geborenen und am 6. März 1973 in Danby, Vermont, verstorbenen Pearl Sydenstricker, die unter dem Namen ihres ersten Ehemannes als Pearl S. Buck über achtzig Romane und Erzählbände publiziert hat.                                                   Tochter eines Missionars, hatte sie ihre Kindheit und auch spä-ter viele Jahre in China verbracht und stellte das Land in vielen Werken auf authentische Weise dar. Im 1930 publizierten Erst-ling «East Wind – West Wind» z. B., wo Kwei-lan allmählich mit dem westlichen Leben vertraut wird, in «The Patriot» von 1939, wo der chinesisch-japanische Krieg und der Aufstieg Tschiang-kaitscheks zum Thema wurden, vor allem aber in «The Good Earth» von 1931, diesem chinesischen Bauernroman, der den Kampf des Pächters Wang Lung um ein karges Stück Land auf eine Weise vorführt, die an Gotthelf und an die Bibel erinnert. «Für diese kraftvollen und wahrhaft epischen Schilderungen des bäuerlichen Lebens in China» erhielt Pearl S. Buck 1938 den Literaturnobelpreis. Was die Stimmen, die ihre einfache Schreibweise als trivial einstuften, allerdings nicht zum Ver-stummen brachte. Wenig Sympathie erwarb sich die Autorin, die ab 1933 mit ihrem zweiten Mann, dem Verleger Robert Walsh, auf einer Farm in Vermont lebte, auch nach 1945, als sie sich mittels einer Stiftung der Kinder annahm, die in Asien von amerikanischen Soldaten gezeugt worden waren. Ihr mehr als nur spannendes Leben ist am glaubwürdigsten in der 1969 erschienenen Biografie von Theodore F. Harris beschrieben worden. Er war Tanzlehrer und hatte die 70-Jährige kennenge-lernt, als sie nach dem Tod ihres zweiten Mannes tanzen lernen wollte.